Hunderte Arbeitnehmer im Siemens-Generatorenwerk in Erfurt müssen um ihre Zukunft bangen. Das Werk verliert die Zuständigkeit für große Generatoren.
Das Siemens-Generatorenwerk in Erfurt wird von Veränderungen in der kriselnden Kraftwerkssparte des Konzerns hart getroffen. Das Werk solle grundlegend restrukturiert werden; 200 Arbeitsplätze fielen weg, teilte der Siemens-Konzern am Montag in München mit. Das Werk, das nach Unternehmensangaben derzeit etwa 550 Mitarbeiter beschäftigt, soll künftig nur noch kleine Generatoren bauen. Deren Produktion werde von Berlin nach Erfurt verlagert. Betriebsbedingte Kündigungen soll es laut Siemens nicht geben.
Siemens streicht 200 Jobs in Erfurt
Nach heftigen Protesten von Belegschaft, IG Metall und Landespolitik hatte Siemens im Frühjahr den ursprünglich geplanten Verkauf des Erfurter Traditionswerks gestoppt. Stattdessen wurde eine Restrukturierung im Konzernverbund angekündigt. Dafür sind nun die Würfel gefallen. Siemens und der Gesamtbetriebsrat unterzeichneten nach Unternehmensangaben einen Interessenausgleich für die gesamte Kraftwerkssparte, in der insgesamt 2900 Stellen wegfallen sollen.
Standort verliert Zuständigkeit für große Generatoren
Erfurt werde im Zuge der Restrukturierung die Zuständigkeit für große Generatoren, die unter anderem in Kraftwerken eingesetzt werden, sowie für kleine Anlagen für Windkraftanlagen verlieren, sagte eine Unternehmenssprecherin. Die Generatoren aus dem Dynamowerk in Berlin, deren Produktion nach Erfurt gehe, seien vor allem für Anwendungen in der Industrie bestimmt. Der Umbau soll so bald wie möglich umgesetzt werden, hieß es.
Thüringer Politiker fordern Erhalt von Arbeitsplätzen
Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und andere Landespolitiker hatten gefordert, dass die Restrukturierung so verlaufen müsse, dass die Arbeitsplätze der gut qualifizierten Erfurter Mitarbeiter erhalten blieben. Zur jetzigen Siemens-Entscheidung sagte Tiefensee: Der Verbleib im Konzernverbund sei teuer erkauft.
Dramatischer Einschnitt beim Personal
Der Einschnitt beim Personal sei dramatisch und schmerzhaft – und eine Langfristperspektive für das Unternehmen sei nicht erkennbar. Es sei zweifelhaft, wie der Standort allein mit kleinen Generatoren auf Dauer wirtschaftlich betrieben werden solle. Es müsste mehr für die Auslastung des Werks getan werden. Tiefensee forderte das Unternehmen auf, den Abbau über eine „reguläre Stellenfluktuation umzusetzen“.
Bereits 2014 musste Belegschaft bangen
Der AfD-Abgeordnete Thomas Rudy warf dem Siemens-Management vor, nicht bereit zu sein, die frei werdenden Produktionskapazitäten in Erfurt anderweitig zu nutzen. Bereits 2014 hatte die Belegschaft um ihre Zukunft gebangt. Das Erfurter Generatorenwerk war nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als Reparaturwerk gegründet worden und gehört zu den bekanntesten Arbeitgebern in Thüringens Landeshauptstadt.
Stellenabbau in der Kraftwerkssparte
Insgesamt soll der Stellenabbau in der Kraftwerkssparte von Siemens etwas geringer ausfallen als ursprünglich geplant. Ursprünglich wollte der Konzern weltweit 6900 Stellen abbauen, 3400 davon in Deutschland. Nun sollen es in Deutschland etwa 500 weniger sein. Grund sei der Fortbestand des umkämpften Standortes im sächsischen Görlitz und dem Erhalt einer Fertigung im Berliner Dynamowerk. Siemens will mit Einsparungen von weltweit 500 Millionen Euro die Kraftwerksparte, die unter dem Einbruch des Marktes für konventionelle Energieerzeugungsanlagen leidet, wieder auf Vordermann bringen.