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Erfurt: Egapark bekommt besondere Gedenkstelle – er erinnert an eine grausame Vergangenheit

Gegen das Vergessen, für die Erinnerung. Ein ganz besonderer Ort in Erfurt soll an Furchtbares erinnern und aufklären. Hier liest du, worum es geht.

Nahe des Danakils im Egapark in Erfurt gibt es einen neuen Gedenkort. (Archivbild)
© imago images/Karina Hessland

Lange Lese-Nacht zur NS-Bücherverbrennung

Am 30. Mai findet zur Erinnerung an den 75. Jahrestag zur nationalsozialistischen Bücherverbrennung am 30. Mai 1933 eine lange Lesenacht in der Stadt- und Landesbibliothek statt.

Überall in Deutschland gibt es Orte, an denen Menschen Grausames und Unvorstellbares veranstaltet haben. Auch in Erfurt in in der Vergangenheit Schreckliches passiert.

Um dem Vergessen entgegenzuwirken und an die Gräueltaten der Nationalsozialisten in Erfurt zu erinnern, wurde nun ein Ort des Gedenkens eingeweiht.

Erfurt: Egapark bekommt besondere Gedenkstelle

Ein Gedenkort an eine von vielen Bücherverbrennungen im Jahr 1933 soll es sein. Eingeweiht wurde sie nun am Freitag (15. November) von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow und Erfurts Oberbürgermeister Andreas Horn im Egapark. Erinnert wird damit dauerhaft an die Bücherverbrennung in Erfurt, organisiert von der Hitlerjugend am 29. Juni 1933 auf dem Gelände eines Sportplatzes für Jugend- und Volksspiele unterhalb der Cyriaksburg, das heute innerhalb des Egaparks liegt.

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Auf Initiative der Erfurter „Omas gegen Rechts“ und fachlich betreut vom Erinnerungsort „Topf & Söhne“ fanden Egapark, Stadt und Denkmalschutz schließlich gemeinsam einen Weg, die Erinnerung an diesen freiwillig begangenen Akt der Zerstörung von Demokratie und Vielfalt in das Gartendenkmal Egapark zu integrieren. Oberbürgermeister Andreas Horn betonte: „Die Stadt, der Egapark und die Zivilgesellschaft unterstreichen und stärken mit diesem neuen Denkmal ihre Haltung gegen Antisemitismus und Rassismus, gegen völkisches Denken und die Hetze gegen Minderheiten, für Vielfalt, Demokratie und Menschenwürde.“

Mit QR-Codes durch die Geschichte reisen

Tobias Knoblich, Beigeordneter für Kultur, Stadtentwicklung und Welterbe, betont den großen politischen Willen, das Denkmal, für das sich der Stadtrat auf Initiative der Erfurter Omas gegen Rechts im September 2023 ausgesprochen hatte, schnell zu realisieren. „Der Ort zeigt“, sagt Gabriele Wölke-Rebhan für die Initiatorinnen, „wohin Menschenverachtung und Demokratiefeindlichkeit führen.“ Für sie ist die Einweihung des Denkortes nicht der Abschluss, sondern der Auftakt für viele Veranstaltungen und Begegnungen.

„Es ist ein lebendiges und intergenerationell gestaltetes Denkmal,“ erklärt Schüle. „QR-Codes führen zu Audios des Jugendtheaters Schotte, die den Autoren verbrannter Werke eine Stimme geben.“  Ein Bildungsangebot, das unter gedenkstättenpädagogischer Betreuung von Leonie Dellen im Erinnerungsort Topf & Söhne von Jugendlichen selbst entwickelt wurde, macht das Denkmal zu einem neuen außerschulischen Lernort. Er fördert kritisches Geschichtsbewusstsein, in dem er die Frage stellt, wie Ausgrenzung und Verfolgung einerseits und Mobilisierung für die Diktatur andererseits möglich wurden. Mit den dafür erarbeiteten Materialien kann ein 90-minütiger Workshop für Jugendliche ab der 9. Klasse durchgeführt werden. Das Angebot ist ab sofort auch im Erinnerungsort Topf & Söhne buchbar.

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Finanziert wurden der Denkort Bücherverbrennung 1933 und das Bildungsangebot von der Stadt Erfurt, der Thüringer Staatskanzlei, der Bundes- und der Landeszentrale für politische Bildung, einer Spendenkampagne der Omas gegen Rechts und vom Förderkreis Erinnerungsort Topf & Söhne. Das Denkmal befindet sich im Mainzgarten, vom Haupteingang kommend hinter dem Wüsten- und Urwaldhaus Danakil.