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Erfurt: Anpacken oder nicht? Vorschlag nach Müll-Desaster spaltet die Gemüter

Das Müll-Desaster auf dem Petersberg nach den Sommerkonzerten soll verschwinden. Unsere Redakteure diskutieren über mögliche Ideen.

© IMAGO/ Zoonar

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Auch in diesem Jahr war der Frust nach den Sommerkonzerten in Erfurt groß – zumindest seitens der Stadt. Das hatte natürlich nichts mit Sido, Clueso, Andreas Gabalier oder Roland Kaiser zu tun, sondern viel mehr mit dem Verhalten der Zaungäste auf dem Petersberg. Diese haben nämlich bergeweise Müll hinterlassen (wir berichteten).

Das will die Stadt Erfurt nicht weiter mitmachen. Eine Absperrung des Petersbergs kommt allerdings nicht infrage (>>HIER<< mehr). Doch Ideen, wie das Müll-Chaos effektiv und im Interesse der Erfurt gelöst werden soll, gibt es nicht. Deshalb hat sich die Bürgermeisterin Heike Langguth via Instagram, Facebook und Co. direkt an die Bürger gewandt und um Mithilfe gebeten (wir berichteten). Ein Vorschlag sorgte dabei für ordentlich Gesprächsstoff. Auch in unserer Redaktion.

Ein Pro-Kontra-Kommentar.

Erfurt: Gutscheine gegen Müll – warum nicht?

Die Idee eines Instagram-Users ist es, auf die Unterstützung von freiwilligen Helfern zu setzen, die am Tag danach den Petersberg vom Müll befreien. Zur Belohnung soll es dann Gutscheine für die Ega, den Zoo Erfurt oder die SWE-Freibäder geben. Der Vorschlag hat offenbar Potenzial. Zumindest macht die Stadt auf Nachfrage von Thüringen24 deutlich, dass nichts von vornherein ausgeschlossen wird, was realistisch umsetzbar wäre.

Und ich finde, der Vorschlag geht in genau die richtige Richtung! Anreize – auch minimale – wirken oftmals besser als Verbote. Jeder, der schon mal hinter den Kulissen in einem Dorffest mit angepackt hat, kann das sicher nachvollziehen. Da reicht manchmal schon die Ankündigung, dass im Anschluss ein Grillfest stattfinden soll, damit Freiwillige in den frühen Morgenstunden noch die Bierbänke zusammenklappen.

Die Müll-Trupps hätten meiner Meinung nach das Potenzial, in Erfurt eine kultige Tradition zu werden. Ein paar Jungs und Mädels rotten sich zusammen, ein Bierkasten in Griffnähe – und ran an den Speck! Im besten Fall ist der Petersberg danach wieder blitzeblank. Im schlimmsten Fall kommt deutlich weniger Arbeit auf die Mitarbeiter vom Garten- und Friedhofsamt zu.

Natürlich muss das Ganze ordentlich organisiert und koordiniert werden. Ob das aber einem größeren Verwaltungsaufwand entspricht, der ohnehin wegen des Mülls schon auf die Behörde zukommt, wage ich zu bezweifeln. Am Ende steht und fällt wohl vieles an der Umsetzung. Aber: Anpacken können die Erfurter auf jeden Fall! Daran sollte überhaupt kein Zweifel bestehen.

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Kontra: „Habe besseres zu tun“

Versteht mich nicht falsch, grundsätzlich finde ich die Idee gut und ich kann mir vorstellen, dass auch etliche Familien das „Gutscheine gegen Müll“-Angebot nutzen würden – ich wäre jedoch niemand davon. Zumal ich am Wochenende besseres zu tun habe, als am Morgen auf den Petersberg zu stapfen, um den Müll von anderen aufzusammeln, die es nicht auf die Ketten bekommen, ihren Mist ordentlich zu entsorgen. Meiner Meinung nach kommt der Vorschlag schon an seine Grenzen, wenn das Wetter schlecht ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei Regen genug Menschen zusammen kommen, um das Chaos auf dem Petersberg zu beseitigen – zumal es vorrangig sicher Erfurter sein werden. Wer nimmt schon den Weg in die Blumenstadt auf sich, die an den Wochenenden sowieso aus allen Nähten platzt, um anderen hinterherzuräumen.



So ist nur schlecht planbar, wie viele freiwillige Erfurter kommen und wie viele SWE-Mitarbeiter dann doch fällig werden, um die Fläche wieder instand zu setzen. Meiner Meinung nach muss man das Problem bei der Wurzel packen und die Verursacher in die Mangel nehmen. Ich geh bei solchen ignoranten Personen nämlich tendenziell vom Schlimmeren aus. Sprich: Statt beschämend seinen Müll selbst zu entsorgen, wird noch mehr liegen gelassen. Getreu dem Motto „Ach, da kommen morgen doch eh welche und räumen meinen Kram weg.“ Vielleicht funktioniert eine Art Müllbeutel-Pfandsystem wie es auf einigen Festivals Gang und Gebe ist besser. Zaungäste müssen einen kleinen Beitrag bezahlen, bekommen einen Müllbeutel und erhalten das Geld wieder, wenn sie diesen beim Verlassen wieder abgeben. Bleibt allerdings auch hier die Frage offen, inwiefern das umsetzbar ist.

Eins ist jedoch bereits jetzt sicher: Ideen von allen Seiten gibt es viele. Bleibt abzuwarten, für welche sich die Stadt Erfurt letztendlich entscheidet. Denn so wie es die vergangenen Jahre gelaufen ist, kann es nicht bleiben – da sind sich unsere Redakteure immerhin einig.