Es ist Samstagabend in Erfurt. Junge Menschen strömen ins Kino oder sind spät abends noch mit Freunden unterwegs. Doch irgendwann kommt der Punkt, an dem sie nur noch nach Hause wollen – auch ins Umland, nach Ichtershausen, Neudietendorf oder Ulla.
Und hier beginnt oft das Problem: Der öffentliche Nahverkehr in Erfurt wird für viele nachts zur Herausforderung. Eine aktuelle Untersuchung der ADAC zeigt klar: In keiner der 20 getesteten Städte ist das Angebot so lückenhaft wie in der Thüringer Landeshauptstadt.
Nachts nach Hause? In Erfurt oft unmöglich
Was heißt das genau? Zwischen 23.30 Uhr und 2.30 Uhr gibt es für viele Orte im direkten Umkreis keine Verbindung. Mit ganz viel Glück findet man vielleicht noch einen Bus oder eine Bahn – mit langen Wartezeiten, Umstiegen oder zusätzlichen Fußwegen mitten in der Nacht. Mit viel Pech erwischt man dann auch noch ein Regenwetter und steht da ohne eine Lösung. Für Jugendliche ohne Auto oder Elterntaxi bedeutet das: Die Abendplanung endet früher oder wird zur Mutprobe. Schließlich traut sich nicht jeder, nach Mitternacht noch kilometerweit zu Fuß zu gehen.
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Der ADAC hat in allen Städten dieselbe Methodik angewandt für den Test: Es wurden fünf Orte im Umland geprüft, die maximal 20 Kilometer entfernt lagen. Anschließend wurde nach realen Verbindungen über die elektronische Fahrplanauskunft geschaut – ähnlich, wie es die Jugendlichen am Handy tun würden. In Erfurt war das Ergebnis besonders schlecht: Für manche Orte gab es nur eine einzige Verbindung, für andere wiederum gar keine. Vor allem im Zeitfenster „Jugend“ (23.30 Uhr bis 0.30 Uhr) ist das fatal. Während andere Städte wie Koblenz oder Frankfurt eindeutig zeigen, dass es auch verlässlicher geht, fällt Erfurt klar zurück. Statt dicht getaktete Fahrzeiten finden sich vielerorts nur Lücken im Fahrplan.
Für die Jugendlichen in Erfurt heißt das: Sie bleiben auf der Strecke. Wer die Nacht genießen will, zahlt am Ende doppelt und dreifach – mit hohen Taxikosten, langen Fußwegen oder der Entscheidung, gleich zu Hause zu bleiben. Der ADAC fordert Verbesserungen, denn Mobilität darf nicht am Stadtrand enden. Gerade die Jugend braucht sichere und verlässliche Wege zurück – auch nach Mitternacht.




