Opel ist einer der größten Autobauer Deutschlands und blickt auf eine lange Tradition zurück. Aber auch auf viele Ups and Downs, vor allem im Hinblick auf die Auswirkungen der Corona-Krise, auf die angespannte wirtschaftliche Lage und das veränderte Kaufverhalten von Kunden.
Und gerade scheint es so, wie als würde Opel wieder auf ein Down zusteuern. Aber das zusammen mit fast allen anderen deutschen Autobauern.
Opel muss umdenken
Eigentlich lief es in letzter Zeit gut für die Rüsselsheimer, die bekanntermaßen auch ein Werk in Eisenach in Thüringen betreiben. Der Autobauer kann vor allem mit seinem Corsa punkten, der in der ersten Jahreshälfte über 20.000 Mal neu zugelassen wurde (wir berichteten). Trotzdem bleibt die Situation in der Autobranche angespannt: Die Corona-Krise fordert noch immer ihren Tribut und die Digitalisierung zwingt die Branche zum Umdenken. Und mit der Entwicklung hin zu Elektromobilität fangen wir gar nicht erst an.
Der hohe Anpassungsdruck sorgt im Autohandel dafür, dass man sich nun nach anderen Geschäftsmodellen umgesehen hat. Das sogenannte „Agenturmodell“ war da vor allem in Corona-Zeiten die große Hoffnung. Aber was genau ist das eigentlich?
Autobauer setzten große Hoffnungen in das Agenturmodell
Es funktioniert in etwa so, dass der Händler nicht als Verkäufer des Fahrzeugs fungiert, sondern eher als eine Art Agent für den Hersteller – auch Online. „Gegen eine Provisionszahlung nimmt er die Rolle des Vermittlers ein“, erklärte seinerzeit etwa das Magazin „AutoMotorSport“. Das heißt: Er berät die Kunden beim Autokauf, organisiert Probefahrten, liefert die Autos aus und stellt Service-Dienstleistungen bereit, so das Auto-Magazin weiter. Die Preise können die Händler tatsächlich selbst festlegen, auch wenn der Hersteller eine unverbindliche Preisempfehlung aussprechen kann. Im Direktvertrieb kostet ein Auto dann entsprechend fast genau so viel wie online.
Autobauer wie Opel erhoffen sich von dem Agenturmodell, bei Betriebskosten und Nachlässen zu sparen, so die „Automobilwoche“. Auch die höhere Preiskontrolle und der direkte Draht zu den Kunden würden ihnen zugutekommen. Außerdem hat das Modell für Kunden seine Vorteile, etwa die absolute Preistransparenz. So könne man sich aufwendige Angebotsvergleiche sparen und langwierige Preisverhandlungen umgehen, so „AutoMotorSport“.
Wird das den Autobauern zum Verhängnis?
Das Agenturmodell klingt also auf den ersten Blick vielversprechend. Aber schaut man genauer hin, fällt auf: Das Agenturmodell funktioniert nur gut, solange die Nachfrage höher ist als das Angebot. Der Markt habe sich in den vergangenen Monaten mit hohem Tempo gedreht, schreibt die „Automobilwoche“: Das Angebot an Neuwagen überschreite längst die Nachfrage. Also heißt es schon wieder für Autobauer wie Opel: Umdenken ist angesagt.
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Aufgrund dieser Entwicklungen machen laut der „Automobilwoche“ immer mehr Autobauer einen Rückzieher und verabschieden sich von dem Agenturmodell. Opel gehört dazu. Laut einer Recherche des Magazins wollen sie schon nächstes Jahr zum „normalen Verkaufsmodell“ zurückkehren, anstatt wie geplant bis 2026/2027 ihre Schlitten per Agenturmodell an den Mann oder an die Frau zu bringen.