Alltagsprodukte, Mieten und Fahrzeuge. Die eigenen Erinnerungen und die vergangene Zeit sind dabei nicht immer die besten Freunde. Und manches lässt sich dann nur mit Fakten unterlegen. Ein Besuch im Apoldaer Baracken-Museum in der Bahnhofstraße 42 mit seiner Ausstellung „Olle DDR“ bringt Aufschluss.
Vom Stern-Radio-Modell „Erfurt“ aus Sonneberg bis zu „Konsummarken“, vom Diamant-Rennrad bis zur Spülmaschine, rund 12.000 Gegenstände aus der „ollen DDR“ sind dort erhalten geblieben, gut 8000 Menschen schauen sich das in jedem Jahr vor Ort an. Mit einem Teil der Gegenstände sind auch deren Quittungen noch vorhanden. Streitpunkte sind in Rückblicken eher selten: die niedrigen Mieten, Strompreise oder was ein Brot kostete. Bei der Spülmaschine wird es schon haariger: Gab es die nur für Großküchen, oder eben auch für die Endverbraucher? Im August 1964 wurde in den Zeitschriften des „Verlags für die Frau“ tatsächlich für die Maschine geworben, auch wenn sie sich in Privathaushalten nicht durchsetzen konnte. Das gute Stück hätte mit seinen 630 Mark einen ganzen Brutto-Monatslohn verschlungen, so, wie viele Elektrogeräte im Vergleich zum Verdienst teuer gewesen sind, nicht nur der Farbfernseher.
1965 lag das durchschnittliche Einkommen bei 633 Mark der DDR, brutto. Das hätte nicht einmal für eine Nähmaschine gereicht. Mit 881 Mark mussten die DDR-Bürger tief in die Tasche greifen. Noch deutlich teurer wurde es, wenn ein Waschvollautomat der Marke Foron ins Haus Einzug halten sollte: 2990 Mark steht auf der Quittung. Dabei ist sind die Zahlungen für „Schmiergelder“, meist in Form von Naturalien oder Tauschwaren noch gar nicht eingerechnet.
Alltagswaren als Luxusgut
Teuer war außerdem alles, was nicht zwingend lebensnotwendig war: Nein, nicht stolze zwei Mark kostete ein Deo. Die einfache Quartett-Variante in der kleinen Dose schlug mit 7 Mark zu Buche, exklusivere Varianten steigerten sich bis 21 Mark und sorgten für Schnappatmung an der Kasse.
Und selbst bei den in vielen Liedern „besungenen“ billigen Grundnahrungsmitteln waren die Preise nicht so billig, wie mancher sich erinnern mag: Prozentual zum Einkommen war selbst die preiswertere Rahmbutter bei 1,75 Mark schon teuer angesetzt, ein Stück „echte“ Butter kostete 2,40 Mark. Und wer würde heute Kaffee noch als Luxusgut bezeichnen? 125 Gramm Mona-Kaffee-Bohnen erleichterten das Portemonnaie um ein braunes Scheinchen, 10 Mark. Wer‘s preiswerter wollte, musste auf Rondo zurückgreifen, der aber bei 8,75 Mark immer noch teuer war. Kein Wunder, dass es vielerorts sogenannten Blümchen-Kaffee gab. Kaffee, der so dünn gekocht war, dass man die Blume am Boden der Sammeltasse sehen konnte. Ebenso teuer war ein Kasten Pralinen, während die Preise für Sportduschgel von Florena sportlich gewesen sind: 16 Mark wollte die Kassiererin an der Kasse haben.
Das Brot für 64 Pfennige, das Brötchen für fünf Pfennig, und Mieten zwischen 40 und 120 Mark sind also nur die Hälfte der Alles-war-billiger-Wahrheit. Es gab auch die teure Seite im Alltag der DDR. Nicht die zu knapp. Das „früher war alles billiger“ löst sich beim Besuch in Apolda in Luft auf. Mitnehmen können die Gäste, die die DDR noch erlebt haben aber eines: Eine Vielzahl von Erinnerungen, wie das so ausgesehen hat, damals in der ollen DDR.