Gymnasiasten müssen in der zehnten Klasse eine Prüfung ablegen. Das war nicht immer so. Im Landtag wird nun lebhaft darüber diskutiert.
Nach einer Umfrage des Thüringer Lehrerverbands wollen viele Lehrer die Prüfungen für Gymnasiasten am Ende der zehnten Klasse beibehalten. 76 Prozent der 211 befragten Pädagogen hätten sich dafür ausgesprochen, teilte der Verband am Mittwoch in Erfurt mit. In Thüringen müssen Schüler diese Prüfung ablegen, um in die elfte Klasse wechseln zu können. Sollten sie ihr Abitur nicht bestehen, haben sie ein dem Realschulabschluss vergleichbares Zeugnis in der Tasche. Eine Abschaffung dieser Tests könne dazu führen, dass noch mehr Schüler auf das Gymnasium wechseln, die eigentlich an einer Regelschule besser aufgehoben wären, argumentierten die Lehrer.
24 Prozent der Pädagogen sprachen sich dafür aus, die „Besondere Leistungsfeststellung“ abzuschaffen. Laut Verbandsangaben verwiesen sie darauf, dass es solche Prüfungen nicht in allen Bundesländern gibt. Das widerspreche dem Grundsatz der Gleichbehandlung. Die Umfrage des Verbands ist nicht repräsentativ.
Grüne will bundeseinheitliche Regelung
Die Grünen im Landtag warben unterdessen für eine bundesweit einheitliche Regelung. „Uns geht es darum, Ungerechtigkeiten zu beseitigen und für alle Abschlüsse zu erreichen, die erstens vergleichbar und zweitens bundesweit anerkannt sind“, erklärte Bildungsexpertin Astrid Rothe-Beinlich. Ihre Partei habe sich in der Vergangenheit dafür stark gemacht, dass Schüler automatisch über einen Abschluss der Sekundarstufe I verfügen, wenn sie in die elfte Klasse versetzt würden. In Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen werde das bereits so gehandhabt, erklärte Rothe-Beinlich.
Die CDU-Fraktion sprach sich dafür an, an der Prüfung festzuhalten. „Sie gibt den Schülern Sicherheit auf dem Weg zur allgemeinen Hochschulreife“, ist Bildungsexperte Christian Tischner überzeugt. Die Regelschule dürfe nicht geschwächt. „Wenn Schüler die mittlere Reife künftig am Gymnasium quasi gratis bekommen, während sie an der Regelschule durch die Prüfung müssen, bewirkt das genau das Gegenteil“, sagte Tischner.
Hintergrund der Diskussion ist die Prüfungsbefreiung für den Sohn von Justizminister Dieter Lauinger (Grüne), der nach einem Auslandsaufenthalt ohne diese Klausur in die elfte Klasse wechseln durfte. Die CDU im Landtag hat zu der Affäre einen Untersuchungsausschuss beantragt. Im Zuge dieser Debatte wurden Forderungen nach einer Abschaffung dieser Prüfung laut.