Gera hat eine lange Tradition in der Textilindustrie, doch nach der Wiedervereinigung haben viele Betriebe dicht gemacht. Nun hat das Textilunternehmen Getzner eine neue Großweberei eröffnet. Weitere Investitionen auf dem alten Produktionsgelände könnten bald folgen.
Nach der Eröffnung einer neuen Großweberei stellt der Österreicher Textilhersteller Getzner weitere Investitionen in Gera in Aussicht. Das alte, denkmalgeschützte Firmenareal im Stadtteil Zwötzen soll zunächst als Lager genutzt werden. Es sei angedacht, dort technische Textilien etwa für die Automobilindustrie zu produzieren, erläuterte der Vorstandschef der Getzner Textil AG, Josef Lampert, am Mittwoch. Dies könne aber erst 2017 oder 2018 in Angriff genommen werden. Dafür seien weitere Investitionen von 10 Millionen bis 12 Millionen Euro nötig, sagte Lampert der Deutschen Presse-Agentur.
Das Unternehmen hat am Mittwoch eine neue Großweberei für fast 50 Millionen Euro in Gera in Betrieb genommen. Dadurch sei die Zahl der Mitarbeiter in Ostthüringen von 70 auf 205 gestiegen, erklärte Lampert. Weitere 15 Facharbeiter würden noch gesucht. Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sprach von einem „hoffnungsvollen Zeichen“ für die strukturschwache Region. Das Land hat den Neubau seinen Worten zufolge mit 12,5 Millionen Euro gefördert. Laut Branchenverband ist es die größte Investition in der sächsisch-thüringischen Textilindustrie der jüngeren Vergangenheit.
„Glücksfall“ für die Stadt
Der Neubau am Flugplatz Leumnitz unweit der Autobahn 4 verfügt über vier Websäle und ein sogenanntes Vorwerk. In drei der vier Säle werden bereits Damaststoffe produziert, die fast ausschließlich für den afrikanischen Markt bestimmt sind. In der neuen Weberei werden künftig insgesamt 240 Jacquard-Webmaschinen arbeiten, so dass sich die Produktion in Gera mehr als verdreifacht: Von zuletzt 3,5 Millionen Meter Damast auf 11,5 Millionen im kommenden Jahr. Das ist den Angaben nach ein Drittel der gesamten Baumwollproduktion der Getzner-Gruppe.
Die Österreicher haben insgesamt rund 1400 Mitarbeiter und erwirtschaften einen Umsatz von 290 Millionen Euro im Jahr – davon 98 Prozent im Export, wie Lampert erläuterte.
Geras Oberbürgermeister Viola Hahn (parteilos) sprach von einem „Glücksfall“ für die Stadt und verwies auf die lange Tradition Geras in der Textilindustrie. Mit der Investition seien neue, hochmoderne Industriearbeitsplätze in einer Traditionsbranche entstanden – das sei nicht selbstverständlich, betonte Hahn. Getzner mit Sitz in Bludenz hatte die Geraer Weberei 1997 aus der Insolvenz übernommen.