Glyphosatrückstände oder Gelatine im Saft? Garantiert nicht bei der Grünen Liga Thüringen. Hier kann man sich bei der mobilen Mosterei Saft aus eigenen Äpfeln pressen lassen.
Es rattert, es zischt, es dampft. Auf dem Parkplatz steht ein Gefährt, welches nur schwer als Saftmaschine identifiziert werden kann, wären da nicht die zahlreichen Äpfel und der verlockende Geruch nach süßem Apfelsaft. „Ich möchte heute keinen Apfelsaft trinken, danke“, sagt Björn Burmeister augenzwinkernd, obwohl er nach bereits sechs Stunden an der Maschine sicher durchgefroren ist. Er und zwei weitere Kollegen des Projektes „ObstNatur“ der Grünen Liga Thüringen bedienen die mobile Mosterei, die aus Äpfeln Saft macht. In den kommenden Wochen ist der Wagen in verschiedenen Städten Thüringens unterwegs.
Natürliches Pressverfahren
Das Prinzip ist denkbar einfach. Die Äpfel werden in der Maschine über ein Förderband transportiert, gewaschen, geschreddert und anschließend gepresst. Der aufgefangene Saft wird dann bei etwa 80 Grad Celsius pasteurisiert und im „Bag in Box“-System abgefüllt – das sind Beutel mit Abfüllhahn, die in Pappkartons verstaut werden. Durch die Erhitzung bleibt der Saft ungeöffnet bis zu ein Jahr, geöffnet bis zu drei Monate haltbar, und das ohne Kühlung und ohne Zusatzstoffe. Bis zu fünf Tonnen Äpfel verarbeitet die mobile Mosterei pro Tag auf diese Weise. Ein Durchgang mit etwa 50 Kilogramm Äpfeln dauert dabei gerade mal 20 bis 30 Minuten.
Galerie: So funktioniert die Apfelpresse
Geschmack der eigenen Äpfel
Der Vorteil dieser Mosterei: Man bekommt garantiert nur Saft aus eigenen Äpfeln, und weiß daher genau was drin ist. „Wir haben eine Saftausbeute von mindestens 50 Prozent, je nach Apfelsorte“, so Burmeister. Aus 50 Kilogramm Äpfeln werden demnach 25 Liter Saft, wenn nicht mehr. Der Liter kostet dabei zwischen 1,33 und 0,95 Euro, je nach Größe der ausgewählten Packungen. Auch Quitten oder Birnen können dem Saft zugesetzt werden. Je nach verwendeter Apfelsorte und Mischverhältnis schmeckt der Saft so immer ganz individuell.
Saft für Naturschutz
Das Projekt existiert seit 2009 und wird von der Grünen Liga Thüringen e.V. getragen, einem gemeinnützigen Netzwerk für Umwelt- und Naturschutz. Ziel des Projektes ist laut Burmeister zum einem, die eigenen Obsternten zu verarbeiten. Der Verein betreibt zur Landschaftspflege nämlich mehrere Streuobstwiesen. Der Erlös aus dem so gewonnenen Saft dient der Finanzierung von Projekten zum Umwelt- und Naturschutz. Zum anderen will der Verein aber auch Menschen für den Erhalt von Bäumen sensibilisieren. „Außerdem ist es für Kinder ein ganz tolles Erlebnis, den Herstellungsprozess des Saftes nachverfolgen zu können“, fügt Burmeister hinzu. Eine bestimmte Kundschaft habe die Mosterei jedoch nicht. „Von Jung bis Alt ist alles dabei, das ist bunt gemischt.“ Auch zwischen dörflichen und städtischen Zielen ließe sich kein Unterschied feststellen.
Termine noch bis Anfang November
50 Presstage in ganz Thüringen bietet die mobile Mosterei jährlich an, noch bis Anfang November dauert die Saison in diesem Jahr. Dabei werden sowohl Städte als auch Dörfer angefahren. Wer noch einen Termin haben möchte, sollte schnell sein, denn die Mosterei ist gut ausgelastet. Termine und Kontakte findet ihr hier.