Neun Stufen in die Geschichte – Stadtarchiv Mühlhausen erhält Thüringer Archivpreis
Mühlhausen hat geschichtlich einiges zu bieten. Das zeigt sich auch im Archiv der einstigen Freien Reichsstadt, das mit dem diesjährigen Thüringer Archivpreis ausgezeichnet wird.
Tausende historische Urkunden, Chroniken, Akten und Karten, dazu die original erhaltenen Archivschränke und Vitrinen: Das Mühlhäuser Stadtarchiv ist eine Fundgrube für Historiker und Forscher. „Wir verwahren drei Kilometer Aktenmaterial aus sechs Jahrhunderten“, sagt Stadtarchivar Helge Wittmann. Die Jury des Thüringer Archivpreis lobt Mühlhausen als „Musterbeispiel für ein städtisches Ratsarchiv“. Aus diesem Grund geht die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung in diesem Jahr in die Kreisstadt des Unstrut-Hainich-Kreises, wie die Jury erklärt. An diesem Mittwoch (2. November) wird der Preis feierlich in Mühlhausen übergeben.
Aufzeichnungen reichen bis zum 13. Jahrhundert zurück
Neun Stufen führen im Mühlhäuser Rathaus in eines der ältesten und bedeutendsten Kommunalarchive Thüringens. Die Archivgeschichte der Stadt reicht nahezu lückenlos acht Jahrhunderte zurück. Seit Mitte des 13. Jahrhundert sind Aufzeichnungen nachweisbar, die erste Schreibstube gab es um 1330. Gut 300 Jahre später wurde das Reichsstädtische Archiv in einem Flügel des Rathauses eingerichtet. Dokumente aus der bis 1802 reichenden Zeit als unabhängige Freie Reichsstadt mit weitgehender Autonomie und eigener Gerichtsbarkeit gehören heute zu den größten Schätzen des Archivs.
Öffnet Historikerin Antje Schloms einen der Schränke mit den Abschriften aller Briefe, die seit 1382 das Rathaus verlassen haben, kommen die Besucher immer wieder ins Staunen. „Diese Sammlung ist einmalig“, sagt Schloms. Wittmann sieht wegen der Vergangenheit als Freie Reichsstadt eine besondere Beziehung der Mühlhäuser zur Geschichte, vor allem der des Mittelalters.
Allerdings überwiegen unter den Besuchern des Archivs, das an fünf Tagen in der Woche besichtigt werden kann, die Touristen. In der historischen Bibliothek mit 2200 Bänden stöbern nicht nur Schüler und Hobbyhistoriker. Zunehmend nutzen auch Wissenschaftler das Mühlhäuser Archiv für ihre Forschungsarbeit.
Zeitzeugen aus Papier werden digitalisiert
Archivarbeit heutzutage heißt nicht nur, möglichst breite Bestände an Akten, Urkunden und anderen zeitgeschichtlichen Dokumenten zu sammeln. Es geht vor allem auch um die Sicherung der wertvollen Zeitzeugen aus Papier. Seit einigen Jahren werden in Mühlhausen deshalb die Akten digitalisiert und Sicherungsfilme ausgelagert. 151 schadhafte Bücher aus der Bibliothek werden derzeit restauriert, danach sollen sie ins klimatisierte Domizil zurückkehren.
Das Mühlhäuser Stadtarchiv ist die fünfte mit dem Thüringer Archivpreis ausgezeichnete Einrichtung. Frühere Preisträger waren das
Archiv für Zeitgeschichte Jena,
das Musikarchiv Lippmann Rau Stiftung Eisenach,
das Stadtarchiv Heiligenstadt
und das Thüringer Wirtschaftsarchiv.
Vergeben wird die Auszeichnung von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und dem Thüringer Archivverband.