Möve Bikes entwickelt neuen Tret-Antrieb fürs Fahrrad
In Mühlhausen hat die Firma Möve Bikes einen neuen Antrieb für das Fahrrad entwickelt und steht nun kurz vor dem ersten Serienmodell.
Es ist eine kleine Revolution, die da auf uns zurollt. Die Mühlhäuser Firma Möve Bikes, Nachfolger der zweitältesten Fahrradmarke in Deutschland, Möve, hat eine deutlich effizientere Tretkurbel für das Fahrrad entwickelt. Im kommenden Frühjahr soll es das erste Serienmodell geben. Auch für die Gelenke ist die neue Bewegung an der Kurbel schonender, wie die Uni Leipzig herausgefunden hat. Wir sprachen mit dem Gründer und Geschäftsführer Tobias Spröte.
Das erste Serien-Modell aus der Möve-Bikes-Schmiede startet im Januar. Wie entwickelte sich die Idee bis zur Umsetzung?
Wir arbeiten seit 2012 an der Umsetzung unseres Antriebs. Zu Beginn hatten wir Kontakt zu einem älteren Herren, Tüftler und Erfinder, der uns auf diese Thematik aufmerksam machte. Er zeigte uns Skizzen seiner Idee und wünschte sich, dass ein neuer Antrieb eines Tages auf den Straßen rollen würde. Wir haben schnell „Feuer“ gefangen und mit der Entwicklung des Antriebs im Bereich herkömmlicher Tretkurbeln begonnen.
Im Frühjahr werden wir vier Jahre hinter uns haben und starten dann mit dem Serienprodukt.
Für alle, die kein technisches Verständnis haben: Was genau wird euer Fahrrad können, was andere nicht haben?
Bei dem Cyfly-Antrieb ist die Tretkurbel nicht mehr direkt mit der Achse verbunden, sondern stützt sich hinter ihr ab. Damit vergrößert Cyfly in der Druck- und Hubphase den Hebel beim Pedalieren. Gleichzeitig verkürzt sich die Trittbahn. Auf diese Weise verbessert sich die Hebelwirkung spürbar. Der Antrieb – Vorreiter der Easy Cycling Technology – führt dazu, dass der Radfahrer leichter seine gewohnte Geschwindigkeit erreichen kann, oder – anders ausgedrückt – bei gleichem Körpereinsatz schneller fährt. Unser Slogan heißt deshalb auch folgerichtig: „Höher, schneller, weiter – locker mit Cyfly.“
Video: Der Antrieb des Cyfly
Steht uns da vielleicht eine kleine Revolution ins Haus? Im Rückblick, ist Thüringen ein Bundesland, in dem man es als Gründer und Erfinder eher schwer hat, seine Ideen an den Mann zu bringen?
Der Cyfly-Antrieb, also die Easy Cycling Technology, ist in der Tat als eine Evolution im Bereich der Fahrrad-Komponenten zu sehen. Seit mehr als 150 Jahren wurde fast alles am Fahrrad optimiert, nur an der Tretkurbel hat so gut wie niemand gearbeitet. Ich weiß nicht, ob es in Thüringen leichter oder schwerer ist, mit einem neuen Konzept zu überzeugen. Für uns kann ich nur sagen, dass es viele verbale Unterstützer in der Politik und tatsächliche Unterstützer in der Wirtschaft gibt. Unser Fertigungspartner, die Mitec AG, ist beispielsweise ein aktives und engagiertes Unternehmen aus Thüringen. Auch unsere Kapitalgeber sind Thüringer Privatleute und Geldinstitute. Zusammenfassend: Es geht sicher immer noch besser, aber wir sind zur Stunde zufrieden.
Wenn das Fahrradfahren mit diesem Bike effizienter wird, glaubt ihr, dass mehr Leute umsatteln?
Wir sind sicher, eine Anzahl Radfahrer von der Vorteilhaftigkeit des innovativen Cyfly-Antriebs überzeugen zu können. Das zeigen uns auch erste Testreihen auf Messen und Ausstellungen, bei denen inzwischen bereits 500 Personen Fahrräder mit unserem Antrieb getestet haben. Das leichtere Pedalieren mit unserem rein mechanischen Antrieb – ohne externe Energiezufuhr – sorgt bereits heute für zahlreiche Unterstützer. Wir garantieren eine Wartungsfreiheit von 20.000 Kilometern, haben keine Folgekosten für neue Akkus und profitieren auch vom moderaten Gesamtgewicht der Möve Fahrräder.
Wie sieht Fahrradfahren für euch in 50 Jahren aus, was könnte sich noch ändern?
Wir gehen davon aus, dass es auch in 50 Jahren noch Zweiräder geben wird. Diese werden dann einerseits mit „viel“ Elektronik ausgestattet sein (aus heutiger Sicht GPS-Tracker, persönliche Erfassung der Fahrerdaten, Telekommunikation, Diebstahlschutz et cetera) und andererseits leicht und bequem zu bewegen sein. Die Entwicklung der E-Bikes, die momentan einen wahren Höhenflug haben, werden wir uns auch für unseren innovativen Antrieb zu Nutze machen.
Gab es Punkte in der Entwicklung, an denen ihr nicht geglaubt habt, dass es ein Serienmodell geben wird? Warum?
An der einen oder anderen Fragestellung waren unsere tatendurstigen Ingenieure und Designer wiederholt gefordert. Wir haben aber an keiner Stelle daran gedacht, die Entwicklung von Cyfly aufzugeben, sondern stets und ständig eine Lösung gefunden, die letztlich dazu führte, den Cyfly-Antrieb kleiner, leichter, haltbarer, kostengünstiger und auch schicker zu bekommen.
Mit wem habt ihr das umgesetzt, wer baut euer Fahrrad? Ab wann sind die Räder dann erhältlich? Und wo?
Wir haben auf der Eurobike, der größten Fahrradmesse der Welt, intensive Kontakte zu Komponentenherstellern, Fahrradhändlern und anderen Vertriebspartnern aufnehmen können, die wir im Moment abarbeiten, um nach der besten Lösung für alle Beteiligten zu suchen. Im Ergebnis dessen gehen wir davon aus, im Frühjahr 2017 den Verkaufsstart bekanntgeben zu können. Und wie alle anderen Produzenten möchten wir „überall“ vertreten sein. Der Aufbau des Vertriebs wird jedoch nur schrittweise erfolgen können.