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Kaufe Wartburg für 5000: Radiopolis spielt Monopoly mit echten Objekten

Kaufe Wartburg für 5000: Radiopolis spielt Monopoly mit echten Objekten

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Foto: dpa

Die Wartburg kaufen oder das Bauhausmuseum? Beim Radiospiel „Radiopolis“ ist das möglich! Vier Thüringer Radios spielen hier Monopoly mit echten Thüringen Objekten und wollen dabei neue Ideen für die Gebäude entwickeln.

Die Gerbestraße in Weimar gibt es für 1000 Euro, für die Feengrotten muss man schon fünf Riesen hinlegen. Na gut, es sind nicht wirklich die echten Schauhöhlen, die man da ergattert. Sondern ihr Aquivalent auf dem Radiopolis-Spielfeld. Auf dem Spielbrett des interaktiven Radiospiels stehen nämlich interessante Objekte aus Thüringen. Vier Bürgerradios spielen hier gemeinsam ein Spiel, das an Monopoly erinnert: Dabei sind Radio Lotte Weimar, Radio Enno aus Nordhausen, Radio SRB aus Saalfeld und das Wartburgradio Eisenach.

Stadtentwicklung in Bürgerhand

Die Idee dahinter: „Es geht darum, spielerisch eine Stadt weiterzuentwickeln“, erklärt Christian Faludi, Spielleiter und einer der Initiatoren des Projektes. Und diese Idee steckt auch im Namen: Die beiden Wortbestandteile bedeuten übersetzt so viel wie „strahlende Stadt“. Gemeinsam soll so im Dialog eine neue Stadt erschaffen werden. „Das führt auch dazu, dass sich die Hörerinnen und Hörer mit Stadtentwicklung beschäftigen“, so Faludi.

Was zunächst trocken klingt, ist in der Praxis spannend und alltagsnah. Das Spielfeld ist nämlich gespickt mit lauter Kaufobjekten, die in irgendeiner Weise tatsächlich in der realen Welt zur Diskussion stehen. „Auch in unserem Spiel gibt es eine Hierarchie des Wertes“, erklärt Faludi. „Wir haben aber nicht nur Wahrzeichen der Städte dabei, sondern auch Objekte, die weiterentwickelt werden müssen.“ Häufig seien die Diskussionen im echten Leben dabei festgefahren und es findet sich lange Zeit keine Lösung, so der Spielleiter. „Und genau da kann unser Spiel neue Ansätze finden und Impulse geben.“

Welches Haus kaufen und welches lieber nicht?

Die Innovationskraft des Spiels kommt durch seinen Aufbau: Man kann es sich vorstellen wie ein Brettspiel. Es gibt ein Spielfeld, welches an jenes von Monopoly angelehnt ist, sowie Spielfiguren. Das Radiospiel sendet jeden Tag eine halbe Stunde, pro Sendung machen zwei Teams einen Zug. Das heißt sie würfeln und rücken auf dem Spielfeld vor. Wie beim richtigen Monopoly können sie dann Gebäude kaufen, Miete bezahlen oder statt ins Gefängnis in den Stadtrat kommen und natürlich auch Gebäude sanieren.

Das besondere: jedes Team kann jedes Gebäude kaufen. So kann es dann eben vorkommen, dass die Feengrotten nicht mehr Saalfeld gehören, sondern Weimar – zumindest im Spiel. „Das Spiel bleibt aber nicht stehen, wenn man alles gekauft hat“, so Faludi. Nun geht es an die Weiterentwicklung. Und genau das ist die Herausforderung: denn meist handelt es sich ja um Objekte fremder Städte, mit denen man sich erst einmal beschäftigen muss. Die Teams holen sich daher jede Menge Unterstützung: sie machen Umfragen, laden Architekten in die Sendung ein, auch Landräte oder Bürgermeister. Die können dann live on air ihre Idee zu den jeweiligen Objekten ebenso darbieten wie die Hörer. Die Teams freuen sich nämlich über Ideen aus der Bürgerschaft – per Email, Telefon oder Facebook, alle Kanäle stehen hierfür zur Verfügung. Sogar eine eigene App gibt es für Radiopolis.

Neue Ideen durch neue Akteure

Genau durch diese Distanz der Spieler zu den stadtfremden Objekten kommen aber neue Ansätze und Blickwinkel in die Debatte. Denn im Spiel müssen die Teams dann ebenso strategische Entscheidungen treffen wie die Stadtplaner im echten Leben: Was wird ausgebaut, was nicht? Soll aus der Gerberstraße beispielsweise ein Hotel werden? Oder wird das Bauhausmuseum aus finanziellen Gründen zurückgebaut? Auch im Spiel gibt es nur eine begrenzte Menge an Geld. Man scheidet hier auch nicht aus, wenn das Geld alle ist. „Auch bei uns im Spiel kann man Kredite nehmen und sich verschulden“, erklärt Faludi.

Das Spiel ist nicht durchgeplant. Zwar gibt es das Spielfeld und die Regeln, aber es kann auch viel Unvorhergesehenes passieren. „Tauschen und weiterverkaufen sind erlaubt, außerdem gibt es auch die Ereignis- und Risikofelder“, sagt Faludi. Vom Unwetter über einen neuen Investor bis hin zur unbequemen Stadtratsentscheidung ist alles möglich. „Es kann auch wie beim Monopoly passieren, dass man zum Geldeinsparen oder -anlegen gezwungen wird“, so Faludi. Wie es weitergeht ist also noch offen, es bleibt spannend.

Noch bis 22. November wird Radiopolis gespielt. Die Sendung kann montags bis donnerstags live um 18.30 Uhr auf Radio Lotte gehört werden, die anderen Sender bringen zu unterschiedlichen Zeiten die Aufzeichnungen. Was am Ende des Projektes steht? „In erster Linie ist es ein Radiospiel, es soll unterhalten und Spaß machen“, so Faludi. „Aber wir wollen auch Impulse liefern und Diskussionen anstoßen, wir können ja nichts bestimmen. Vielleicht wird ja in paar Jahren eine Idee umgesetzt, die wir heute schon hatten. Oder Jemand wird durch uns auf die realen Objekte aufmerksam und macht etwa aus ihnen.“

Weitere Infos inklusive dem Spielfeld und den letzten Spielzügen gibt es hier.