Drogen-Kollaps: Schwerer Zwischenfall im Knast Tonna
Was wir bereits wissen
Gefangene in Tonna nehmen möglicherweise eine neuartige Droge.
Konsum von „Marok“ soll zum Zusammenbruch von Insassen geführt haben.
Angeblich mussten Personen wiederbelebt werden.
Drogenschmuggel war schon früher ein Problem in Tonna.
Eine neuartige Droge hat angeblich laut MDR-Informationen im Gefängnis Tonna für einen schwerwiegenden Zwischenfall gesorgt. Wie der Mitteldeutsche Rundfunk berichtet, mussten drei Insassen Anfang der Woche in der Einrichtung im Landkreis Gotha wiederbelebt werden. Ein weiterer Mann war demnach ebenfalls bewusstlos, aber nicht in Lebensgefahr. Ein Sprecher des Thüringer Justizministeriums bestätigte am Donnerstag lediglich einen Vorfall. Die Häftlinge hätten das Krankenaus mittlerweile wieder verlassen können. Mit dem Zwischenfall soll sich auf Antrag der CDU nun auch der Justizausschuss des Landtags in einer Sondersitzung befassen.
Droge Marok besteht aus Plastik
Dem Bericht des MDR zufolge hatten die Gefangenen eine neue synthetische Droge namens „Marok“ konsumiert. Das Rauschmittel kursiert wohl schon seit einiger Zeit in Thüringer Justizvollzugsanstalten, unklar ist aber noch, wie es in die Einrichtungen gelangen konnte. „Bei Marok soll es sich um ein Gemisch aus pulverisierendem Plastik und Haschisch handeln“, schreibt MDR Thüringen. Die Wirkung reiche von schweren Halluzinationen bis hin zum Herzstillstand.
Welche Substanz die Häftlinge in Tonna tatsächlich konsumierten – etwa eine synthetische Droge oder auch Lösungsmittel -, ist derzeit Gegenstand von Ermittlungen. Informationen des MDR, wonach es sich um Pilze und die neue synthetische Droge gehandelt haben soll, bestätigte der Sprecher nicht. Auch Angaben des Senders, drei Gefangene hätten wiederbelebt werden müssen, wurden zunächst nicht bestätigt.
Drogenschmuggel: Tonna schon einmal im Visier
Schon Ende 2015 hatte das Landeskriminalamt Ermittlungen wegen Drogenschmuggels und Geldwäsche gegen mehrere Gefangene in der Haftanstalt Tonna eingeleitet. Sie sollen regelmäßig Haschisch, Crystal und Spice sowie Anabolika in das Gefängnis eingeschleust und dort weiter verkauft haben.
Im Visier der Ermittler standen vor allem verurteilte Mitglieder der Rockergruppe „Bandidos“ und der Gang „Saat des Bösen“. Für den Drogenschmuggel sollen sie sogenannte Bodypacker genutzt haben, die Behälter mit Drogen im Körper einschmuggelten.
Schmuggel-Verweigerer erpresst
Diese Gefängnisinsassen hatten Haftlockerungen. Häftlinge, die diesen Schmuggel verweigerten, wurden den Angaben zufolge unter Androhung von Gewalt zu Geldzahlungen erpresst. Gegen wie viele Häftlinge ermittelt wurde, dazu machte das LKA keine Angaben.
In der von der CDU beantragten Ausschusssitzung soll es um Drogenmissbrauch und Drogenkontrolle in den Thüringer Gefängnissen gehen. „Die Landesregierung wird sich erklären müssen, ob sie alle notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung des Drogenkonsums ernsthaft umsetzt“, sagte der CDU-Landtagsabgeordnete Manfred Scherer. Vor einem Jahr waren Ermittlungen des Landeskriminalamts wegen Drogenschmuggels und Geldwäsche gegen Gefangene und den Mitarbeiter einer externen Firma in Tonna bekannt geworden. Letzterer wurde festgenommen als er Drogen sowie Handys in das Gefängnis transportieren wollte. Bei ihm sei auch Bargeld sichergestellt worden, welches er für seine Dienste erhalten habe.