Kamille, Minze, Melisse: Ein großer Teil deutscher Arzneipflanzen wird in Thüringen angebaut. Die Felder schrumpfen jedoch seit Jahren. Doch die Nachfrage nach speziellen Heilpflanzen steigt.
Die Anbauflächen für Arzneipflanzen in Thüringen sind weiter geschrumpft. Auf 1125 Hektar wurden in diesem Jahr Kamille, Melisse und andere Heilpflanzen angebaut – im letzten Jahr waren es noch rund 100 Hektar mehr. Der Branche gehe es aber gut, sagte der Geschäftsführer des Interessenverbands Heil-, Duft- und Gewürzpflanzen, Daniel Schmutzler, auf Anfrage. Grund des Rückgangs sei beispielsweise bei der Pfefferminze die gute Ernte im letzten Jahr, die Teile des Bedarfs für dieses Jahr befriedigt habe.
Kamille am meisten geerntet
Die Ernte der Kamille, die mit 852 Hektar den Löwenanteil ausmacht, ist schon fast abgeschlossen. Die Erträge liegen im langjährigen Mittel, sagte Schmutzler. Mindestens zwei Drittel des deutschen Kamillenanbaus befindet sich laut Verband in Thüringen. Auf Platz zwei und drei liegen wie in den Vorjahren Pfefferminze (165 Hektar) und Zitronenmelisse (35 Hektar). Mit einer Bilanz des Erntejahrs ist erst Ende Oktober zu rechnen.
Kapuzinerkresse aus Thüringen
Momentan gebe es eine stärkere Nachfrage nach speziellen Heilpflanzen wie Rosenwurz oder Mutterkraut, dem Wirkung gegen Kopfschmerzen nachgesagt wird. Auch das Interesse an Kapuzinerkresse, deren Senföle entzündungshemmend wirken, steige seit Jahren. Thüringen ist mit 10 Hektar das bundesweit größte Anbaugebiet.
Nischenproduktion mit Tücken
Der Anbau von Arzneipflanzen hat in Thüringen seit Jahrzehnten Tradition. Vor einigen Jahren hatte der Verband eine Verdopplung der Anbaufläche als Ziel ausgegeben, seither hat das Wachstum aber stagniert und die Größe der Flächen sich auf durchschnittlich 1200 bis 1300 Hektar eingependelt. „Es ist eine Nische, und eine Nischenproduktion hat ihre Tücken“, sagte Schmutzler. Für den Anbau brauche man Erfahrung, spezielle Technik und hohe Erstinvestitionen.