Thüringen.
Die Corona-Impfstoffe sind bisher in deutlich begrenzter Menge verfügbar und daher zuerst für ältere sowie kranke Menschen Menschen vorgesehen. Wenn eben genau jene Menschen ihre Impfung gegen das Virus erhalten haben, dürfen sich auch andere Menschen impfen lassen.
Der Ex-Ministerpräsident aus Thüringen, Dieter Althaus, ist hingegen aber schon gegen Corona geimpft. Der Vorfall sorgt nun für Aufsehen. Die Rede ist von: „Moralisch falsch.“
Corona in Thüringen: Ex-Ministerpräsident Althaus schon gegen Virus geimpft
Dieter Althaus ist zwar erst 62 Jahre alt, dennoch ließ er und seine Frau sich bereits am 6. Februar in Thüringen gegen Corona impfen. Althaus bekam seine Impfung mit Biontech/Pfizer im Raphaelsheim in Heilbad Heiligenstadt. Dabei durften zu diesem Zeitpunkt nur Menschen über 80 Jahre sowie Alten- und Krankenpfleger aus stationären Einrichtungen und Rettungskräfte eine Impfung zum Schutz vor einer Viruserkrankung erhalten.
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Warum Thüringens Ex-Ministerpräsident dennoch die Impfung erhielt, erklärte er auf Anfrage vom „MDR“ nicht. Althaus ist allerdings Vorsitzender des Kontrollgremiums des Raphaelsheims und habe die Corona-Impfung bekommen, weil es „kurz vor dem 6. Februar in einem der Wohnheime ein Covid-19-Ausbruchsgeschehen.“ Das sagte der Geschäftsführer der Raphael-Gesellschaft, Benno Pickel.
Mehrere Bewohner und Mitarbeiter hätten nicht zur Impfung zugelassen werden können, sodass man sich „um Ersatzpersonen mit erhöhtem Bedarf umgesehen“ habe. Dabei müssten überzählige Ampullen laut Kassenärztlicher Vereinigung Thüringen vernichtet werden.
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Das ist das Bundesland Thüringen:
- der Freistaat Thüringen hat rund 2,1 Millionen Einwohner auf 16.000 Quadratkilometer Fläche
- Landeshauptstadt und zugleich größte Stadt ist Erfurt
- weist eine hohe Dichte an wichtigen Kulturstätten auf, darunter das „Klassische Weimar“ (Unesco-Weltkulturerbe), das Bauhaus in Weimar und die Wartburg bei Eisenach
- Ministerpräsident ist Bodo Ramelow (Linke), regierende Parteien sind Linke, SPD, Grüne
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Außerdem sollen Einrichtungen wie das Raphaelsheim Reserve-Wartelisten führen, wonach bei einem Ausfall von Impfberechtigten andere Impfberechtigte der „Höchsten Priorität“ nachrücken sollten. Dazu zählte Althaus jedoch nicht.
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Corona in Thüringen: Gesundheitsministerium verurteilt Verhalten
Während Pickel sagte, man habe sich „selbstverständlich an alle gesetzlichen Vorgaben gehalten“, hat das Thüringer Gesundheitsministerium eine klare Meinung zu der vorzeitigen Corona-Impfung von Althaus. Eine Sprecherin sagt: „Wir hoffen (..), dass die gesellschaftliche Debatte über das Thema deutlich gemacht hat, dass ein Verstoß gegen die Priorisierung zumindest moralisch falsch ist.“ Strafrechtlich hat Impfvordrängler Althaus nichts zu befürchten. Es fehlten einschlägige straf- oder bußgeldbewährte Vorschriften des Bundesgesetzgebers.
Auch die Kassenärztliche Vereinigung kritisiert das Verhalten des Ex-Ministerpräsidenten deutlich. „Am 6. Februar waren wir in einer Situation, in der es sehr wenig Impfstoff gab. Es war unklar, wie es mit der Impfkampagne insgesamt weitergeht“, so ein Sprecher gegenüber dem „MDR“. Sich in einer solchen Situation für eine Impfung zu entscheiden, obwohl man noch nicht an der Reihe war, und andere Menschen Impfungen dringender benötigt hatten als man selbst, sei „eine Frage des Anstands“. (nk)