Unwetter in Thüringen: Uralt-Rekord gebrochen – hier kam am Dienstag der meiste Regen vom Himmel
Von Süden nach Norden sind am Dienstagabend Unwetter über Thüringen gezogen
Südthüringen erwischte es besonders heftig
Für den Mittwoch gibt der Deutsche Wetterdienst etwas Entwarnung
Thüringen ist am Dienstagabend und Mittwoch von heftigen Unwettern heimgesucht worden. Vom Süden nach Norden entluden sich Gewitter und Starkregen. Besonders hart traf es die Süd-Thüringen.
Auch am Mittwoch kam noch einiges runter. Zahlreiche Einsatzkräfte sind weiterhin mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
Im Live-Blog fassen wir die Ereignissen in Thüringen zusammen.
Unwetter in Thüringen: Vollgelaufene Keller, Verkehrsbehinderungen
Wie der Wetterdienst berichtet, hat Hirschberg am Dienstag einen uralt-Rekord gebrochen. Innerhalb von 24 Stunden kamen hier 88 Liter Starkregen pro Quadratmeter vom Himmel. Der bemessene Zeitraum zieht sich von Dienstag 8 Uhr bis in die Nacht zu Mittwoch. Zwischenzeitig hat es allein am Dienstagnachmittag um die 50 Liter geregnet.
Der bisherige Rekord für Hirschberg stammte von 1941, damals waren 71,8 Liter an einem Tag vom Himmel gekommen. Die Stadt Hirschberg grenzt an den bayrischen Landkreis Hof, der besonders hart von dem Unwetter betroffen war.
20.29 Uhr: Mann bedroht Feuerwehr
Ein Mann hat die Feuerwehr vom Verteilen von Sandsäcken aufgrund des Starkregens abhalten wollen. Der 48-Jährige hatte am frühen Mittwochmorgen in Graitschen bei Bürgel (Saale-Holzland-Kreis) zwei Autos so auf der Straße abgestellt, dass ein Durchkommen für die Feuerwehr unmöglich war, wie die Polizei mitteilte. Dabei kollidierte er noch mit einem geparkten Fahrzeug und verursachte einen vierstelligen Schaden. Zudem soll der auf den Einsatzwagen einschlagende Mann auch zwei Feuerwehrleuten mit Schlägen gedroht haben, sollten sie die Maßnahmen nicht abbrechen.
Die hinzugerufene Polizei stellte einen Atemalkohol von mehr als zwei Promille fest. Warum der Mann die Feuerwehr abhalten wollte, blieb unklar. In der Nacht war es in mehreren Orten in Thüringen zu heftigen Unwettern mit Gewitter und Starkregen gekommen.
13.32 Uhr: Landessportschule Bad Blankenburg geflutet
Schwere sintflutartigen Wassereinbruch in der Landessportschule Bad Blankenburg! Das Wasser stand teilweise bis zu 50 Zentimeter hoch.
Betroffen von der Überschwemmung ist vor allem das Foyer mit dem Empfangsbereich, der Verwaltungsbereich und teilweise die Sportanlagen. Außerdem wurden Schlammmassen auf die Grünanlagen und den Parkplatz gespült. Die Feuerwehr war bis am frühen Morgen vor Ort, um das Wasser abzupumpen.
Ob die Fortsetzung des Hotel- sowie Sportbetriebes möglich ist lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht abschätzen. Diese Information gab Hausleiter Christian Müller nach einer ersten Besichtigung am heutigen Morgen bekannt und bittet um Verständnis, dass die Landessportschule derzeit nur eingeschränkt erreichbar ist.
„Ohne das schnelle und beherzte Eingreifen durch unsere Hotelgäste sowie die Mitarbeiter wären die Schäden weitaus größer geworden“, bedankt sich der Hausleiter bei den engagierten rund 80 Helfern. Derzeit sind mehrere Fußballvereine in der Landessportschule zu Gast um ihr Trainingslager durchzuführen. Gemeinsam mit den Helfern der Freiwilligen Feuerwehr konnte so der gesamte Küchen- und Restaurantbereich vor dem eindringenden Wasser gerettet werden. „Nur durch diesen Einsatz haben wir es geschafft, das Wasser etwa mit Tischen, Kisten und Sandsäcken notdürftig abzuhalten.“
11.15 Uhr: Heftiges Video aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
Auch der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt hat mächtig etwas abbekommen ab Dienstagabend. Bewohner posteten Fotos und Videos von überschwemmten und teils weggespülten Straßen.
In Aue am Berg nahe Saalfeld entstand dieses Video:
Falls das Video nicht angezeigt wird, hier klicken.
10.08 Uhr: Blitzeinschlag im Ilm-Kreis?
Wegen heftiger Regenfälle sind die Einsatzkräfte in Thüringen in der Nacht zum Mittwoch immer wieder ausgerückt.
In Bücheloh im Ilm-Kreis brannte eine Gartenlaube ab, ein Zusammenhang mit dem Unwetter könne nicht ausgeschlossen werden, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Der Schaden wird hier auf rund 10 000 Euro geschätzt.
Zwischen Ihrfeld und Hasselfelde im Landkreis Nordhausen war nach Angaben vom Mittwochmorgen die Bundesstraße 81 zeitweise blockiert, weil ein Felsbrocken und ein umgestürzter Baum auf der Straße lagen.
In Unterwirbach (Landkreis Saalfeld) sowie in Hirschberg, Pößneck und Krölpa (Saale-Orla-Kreis) wurden mehrere Straßen überschwemmt und Keller geflutet. Es gab keine Verletzten. Nähere Informationen zum Sachschaden lagen zunächst nicht vor.
09.31 Uhr: Polizei Gera, Greiz und Altenburg räumt auf
Auf der Straße liegende Bäume und Äste hielten die Polizei in Gera, Greiz und Altenburg auf Trapp.
Zudem musste die Ortsdurchfahrt von Rußdorf wegen des Starkregens und aufkommenden Schlammes gesperrt werden.
Im Bereich Hußstraße/ Schillerstraße in Gera stürzte ein Baum auf die Straße und traf dabei zwei dort geparkten Autos. Der Baum wurde durch die Feuerwehr beseitigt und die Fahrzeughalter über den Vorfall informiert.
09.07 Uhr: Autofahrer (31) verliert bei Gera die Kontrolle
Wie die Polizei berichtet, geriet aufgrund von Aquaplaning geriet gestern Abend, kurz nach 19:00 Uhr, der Fahrer (31) eines Fiat-Kleintransporters beim Befahren der Kreisstraße von Lindenkreuz nach Münchenbernsdorf von dieser ab und touchierte einen Baum. Zudem wurde hierbei die Bankette aufgewühlt und ein Leitpfosten beschädigt. Der 31-Jährige blieb unverletzt.
08.18 Uhr: Feuerwehr kämpft in Gera gegen Wassermassen
Seit Dienstag 19 Uhr kämpfen die Einsatzkräfte in Gera gegen die Wassermassen.
Die Freiwillige Feuerwehr berichtet: „In Thränitz in Richtung Grobsdorf wurde aus einem kleinen Bachlauf ein reißender Fluss und überschwemmte das Gessenthal. In der Schillerstrasse fiel ein Baum auf ein PKW. In der Kellers Ziegelei lief der Keller voll, dieser mit 2 Pumpen geleert. In der Ortslage Collis war der Ortskern voller Wasser gelaufen. Autos wurden aus dem Wasser geschoben, einige Sandsäcke wurden zur Sicherung verbaut. In Liebschwitz liefen mehrere Keller voller Wasser. Die gesamte Feuerwehr Gera war über mehrere Stunden im Dauereinsatz.“
08.14 Uhr: Landunter im Ilm-Kreis
In Gräfinau, einem Ort im Ilm-Kreis, ist am Abend der Wümbach über die Ufer getreten. Teile der Ortschaft stehen unter Wasser, wie Bilder zeigen.
00.51 Uhr: Autobahnpolizei verzeichnet Unfälle und Verkehrsbehinderungen
Fünf Unfälle und drei verletzte Personen registrierte die Autobahnpolizei im Zeitraum zwischen 18 und 24 Uhr. Aquaplaning war häufig die Ursache für die Unfälle.
Wie ein Sprecher der Autobahnpolizeiinspektion Thüringen mitteilte, wurden auf der A4 bei Eisenach (Wartburgkreis), auf der A71 bei Sömmerda (Landkreis Sömmerda) und auf der A9 an der Grenze zu Bayern jeweils eine Person bei Auffahrunfällen auf der rutschigen Fahrbahn leicht verletzt. Sie wurden alle vorsorglich per Rettungswagen in umliegende Krankenhäuser gebracht.
Auf der A71 sei es an der Anschlussstelle Ilmenau/Ost im Ilm-Kreis auf der dortigen Auffahrtsspur Richtung Schweinfuhrt am späten Dienstagabend zu Überspülungen der Fahrbahn gekommen, teilte die Polizei mit. Gleiches passierte demnach auch auf der A9 an der Anschlussstelle Schleiz (Saale-Orla-Kreis) Richtung Nürnberg. Ursache dafür waren in beiden Fällen verstopfte Gullydeckel.
Ebenfalls im Saale-Orla-Kreis, auf dem Rastplatz Hirschberg auf der A9 in Richtung Berlin, wurde aufgrund des aufgeweichten Bodens und starker Windböen am Abend ein Baum entwurzelt, wie die Polizei weiter mitteilte. Der Baum fiel demnach auf den Beschleunigungsstreifen des Rastplatzes und musste durch die Feuerwehr beseitigt werden.
In Hirschberg (Saale-Orla-Kreis) hat das Unwetter zahlreiche Bäche über die Ufer treten lassen und Anwesen überschwemmt. Teilweise standen die Bewohner knietief im Wasser. Zahlreiche Einsatzkräfte sind seit Stunden vor Ort.
Augenzeugenaufnahmen aus Ullersreuth, einem Ortsteil von Hirschberg, zeigen wie der Hof eines ganzen Sägewerks überflutet wurde und die Holzvorräte unter Wasser stehen.
22.52 Uhr: Amazon-Fahrer überschlägt sich auf A71
Etwa 800 Meter nach der Ausfahrt Sömmerda-Süd verlor ein Amazon-Fahrer auf der A71 in Richtung Erfurt die Kontrolle über seinen Mercedes-Transporter. Starker Regen und vermutlich überhöhte Geschwindigkeit wurden ihm zum Verhängnis.
Der Wagen kam rechts von der Fahrbahn ab, durchfuhr einen Wildzaun und überschlug sich mehrfach. Der Fahrer konnte sich aus dem Auto retten und musste ins Krankenhause gebracht werden. (mb)