Oberhof.
Der Ukraine-Krieg trübt weltweit die Stimmung. Auch beim Biathlon in Thüringen sind die Konsequenzen zu spüren.
Doch nicht überall sind sich die Menschen über die ernste Lage bewusst, auch aufgrund fehlender oder falscher Information durch Medien. Deswegen überrascht ein Biathlet aus Thüringen mit einer bewegenden Aktion. Seine Mission: Mehr Aufklärung.
Biathlon in Thüringen: Lesser überlässt Kollegion seinen Instagram-Acoount
Und dafür gab der Biathlet Erik Lesser seinen Instagram-Account für 24 Stunden in die Hände seiner ukrainischen Kollegin Anastasiya Merkushyna. „Wenn ich jetzt irgendetwas poste, glaubt mir das kein Mensch“, erzählte er dem ZDF Sportstudio. „Aber wenn eine Ukrainerin das macht, ist das schon ganz ordentlich.“
Damit möchte er vor allem seine 30.000 russischen Follower erreichen. „Ich glaube der russischen Bevölkerung ist nicht ganz klar, was in der Ukraine abgeht“, so der Doppel-Weltmeister. Deswegen nutzt er seine Reichweite, um Aufklärungsarbeit zu leisten.
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Biathlon in Thüringen: Weitere Sportler für Aufklärungsarbeit gesucht
Merkuschyna nutzte die Chance, veröffentlichte Fotos und Videos von Freunden in ihrem Heimatland nach der russischen Invasion. „Ich möchte euch den Krieg mit eigenen Augen zeigen. In Informationskriegen ist es schwer, die Wahrheit zu finden“, schrieb die 27-Jährige, die aus dem Nordosten der Ukraine stammt und im vergangenen Jahr mit der Staffel WM-Bronze geholt hatte.
Einen emotionalen Appell richtete Merkuschyna an ihre russischen Kollegen, die sich noch nicht gegen den Krieg ausgesprochen haben. „Euer Schweigen kostet Dutzende Menschenleben“, schrieb sie. „Ihr seid empört über das Startverbot, aber wie könnt ihr konkurrieren, wenn euer Land unseren Verwandten und Freunde Waffen an den Kopf hält?“
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Ukrainische Sportler greifen zu den Waffen, „um ihr Land zu verteidigen, aber ihr habt Angst vor der Wahrheit“, übte Merkuschyna scharfe Kritik. In den Kommentaren gab es Zustimmung von der weltweiten Biathlon-Community, aber auch ablehnende Statements von Russen.
Während sich die ukrainische Biathletin um seinen Social Media-Auftritt kümmerte, sortierte Lesser fleißig Sachspenden für die Ukraine. Er sammelte vor allem Medikamente, Windeln und Hygieneartikel für die Kriegsopfer zusammen.
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Wie Lesser im Gespräch mit dem ZDF Sportstudio erzählte, hat er nur wenige Follower verloren. Deswegen versucht er weitere Sportler aus der Ukraine für seine Aufklärungs-Mission zu gewinnen. „Es sind traurige Zeiten. Ich hoffe, dass es ein bisschen was bringt“, so der Sportsoldat aus Thüringen. (mbe)