Im Thüringer Traditionshandwerk sind die fetten Jahre – gefühlt – vorbei. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht von der nächsten Betriebsschließung zu lesen ist. Die Porzellanherstellung bildet dabei keine Ausnahme. In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der noch arbeitenden Manufakturen dramatisch zusammengeschrumpft.
Eine Frau aus Thüringen möchte dem Trend jetzt trotzen – und geht mit Weimar mit ihrem ganz eigenen Betrieb an den Start. Sie will beweisen, dass die Tage des Thüringer Porzellans noch lange nicht gezählt sind. Für das Traditionshandwerk hat sie dabei ihre ganz eigene Vision. Im Thüringen24-Gespräch erzählt sie, warum sie sich auf das Wagnis einlässt.
Thüringen: Frau will Handwerk wieder aufleben lassen
Isa Schreiber (29) wirkt gefasst und souverän am Telefon. So kurz vor der Eröffnung ihres Ladens in der Weimarer Innenstadt ist sie nach eigenen Angaben aber doch etwas nervös. Von ihrem Konzept ist sie überzeugt, klar. Es muss sich natürlich aber erst beweisen. Denn was sie in der Goethestadt vorhat, ist ein kleines Novum in ihrem Traditionshandwerk.
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„Ich habe Produktdesign in Weimar studiert“, erklärt die 29-Jährige im Thüringen24-Gespräch. Fünf Jahre lang verbrachte sie aus diesem Grund in der Stadt und hat sie in dieser Zeit lieben gelernt. Die zweite große Liebe kam dann nach dem Studium: Das Porzellan.
Thüringen: Laden versucht sich an eigenem Konzept
„Ich habe nach dem Studium entdeckt, dass ich das Material gerne habe“, erklärt Schreiber. Ein Jahr lang arbeitete sie bei „Kober Porzellan“ in Steinwiesen und lernte das Handwerk quasi von der Pike auf. „Ich kam mit einem Designerbackground dahin“, so die 29-Jährige, „danach habe ich ein Jahr mit Handwerkern und Handwerkerinnen zusammengearbeitet“.
Damals erkannte sie: „Es gibt einen kleinen Unterschied zwischen Handwerkern, die das Material gut kennen und Designern, die gar nicht wissen, wie man produktionsgerecht gestaltet.“ Mit dem Doppel-Background im Design und im Handwerk sieht sie sich jetzt gut gerüstet für ihre nächste Aufgabe: Neue Potentiale aus dem Porzellan herauszukitzeln.
„Bin ganz bewusst in Weimar auf dem Herderplatz“
„Ich habe gemerkt, dass wir ganz schwierig etwas wertschätzen können, wenn wir nicht wissen, wie es hergestellt wird“, so die frischgebackene Ladenbesitzerin. „Deswegen bin ich ganz bewusst in Weimar auch auf dem Herderplatz, damit Interessierte auch vorbeikommen und das Handwerk erfahren können.“
Sie möchte mit ihrem Laden weg von der Produktion hinter verschlossenen Türen gehen. „Man kann sehen, wie ich produziere. Da kann man das Material auch viel mehr wertschätzen“, ist sich die 29-Jährige sicher. „Ich kann hier eine ganz andere Gruppe erreichen, als wenn ich aus einer Manufaktur heraus Marketing mache.“
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Ob das funktionieren kann, muss sich freilich erst zeigen. Schreiber setzt aber alles daran, die Weimarer von ihrem Design – und ihrem Handwerk – zu überzeugen. Dafür braucht es nach ihrer Einschätzung vor allem zwei Dinge: „Viel Ausdauer und viel Zeit.“