Es sind bittere Zahlen aus Thüringen, die wohl noch für die eine oder andere Diskussion sorgen werden. Kein Wunder: Sie deuten auf ein gravierendes gesundheitliches Problem im Freistaat hin.
Ein Experte zeigt sich mit Blick auf den Trend jedenfalls besorgt. Er sieht für etliche Thüringer erhebliche Gefahren.
Thüringen: Bedenklicher Trend
Die „KKH Kaufmännische Krankenkasse“ hat zum Weltnichtrauchertag (31. Mai) einen Blick auf die Thüringer Raucherstatistik geworfen und Erschreckendes festgestellt. Demnach ist jeder elfte Berufstätige im Freistaat mittlerweile süchtig nach Zigaretten. Damit hat der exzessive Konsum im Berufsleben von Tabak bei uns so stark zugenommen wie nirgendwo sonst in Deutschland.
Im Jahr 2022 wurden den KKH-Zahlen nach 87 von 1.000 Beschäftigten wegen einer Abhängigkeit, Entzugserscheinungen, eines akuten Tabakrauschs oder psychischer Probleme aufgrund von Tabak ambulant behandelt. Zehn Jahre zuvor waren es gerade einmal 34 von 1.000. Das entspricht einem Anstieg von fast 160 Prozent und auch im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 einem Plus von etwa 20 Prozent!
Thüringen: Auch E-Zigaretten sind Suchtmittel
Der exzessive Griff zur Zigarette hat aber bundesweit zugenommen. Den Angaben nach um rund 60 Prozent auf 81 Fälle pro 1.000 Arbeitnehmer. Die meisten tabaksüchtigen Arbeitnehmer gab es übrigens in Mecklenburg-Vorpommern mit 103 von 1000 Beschäftigten.
„Bereits ab einer Zigarette am Tag gefährden Raucherinnen und Raucher ihre Gesundheit“, warnte Michael Falkenstein. Er ist Experte für Suchtfragen bei der KKH. Mit jeder weiteren Zigarette steige die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit, von Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Krebs deutlich. Auch E-Zigaretten seien ein Suchtmittel. Sie enthielten ebenfalls gefährliche Stoffe, die zu schweren Erkrankungen führen könnten.
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Der hohe Tabakkonsum hat auch Auswirkungen auf die Arbeitswelt, denn: Immer wieder werden Berufstätige wegen übermäßigem Tabakkonsum krankgeschrieben. Wie bundesweite KKH-Daten zeigten, liege die durchschnittliche Fehlzeit 2023 bei 21,4 Tagen. Das sei der höchste Wert der vergangenen fünf Jahre und ein starker Anstieg von 55 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2022 (13,8 Tage). Ein Problem, das der Experte dabei sieht: Häufig wird Tabak-Abhängigkeit nicht als Erkrankung wahrgenommen, sondern als „Lifestyle-Problem“ bagatellisiert. (bp/dpa)