143 Meter hoch sind sie, am Boden beträgt ihr Durchmesser je rund 105 Meter. Es sind zwei mächtige Beton-Kolosse, die am Donnerstag (15. August) im bayrischen Grafenrheinfeld noch in den Himmel ragen. Schon einen Tag später werden sie verschwunden sein – und eine Thüringerin drückt den Knopf, der die Türme aus der Landschaft verschwinden lassen wird.
Wenn alles klappt, wird es die bundesweit zweite Sprengung von Kühltürmen eines stillgelegten Kernkraftwerks gewesen sein. Am Freitag will eine Thüringer Firma 34.000 Tonnen Stahlbeton in sich zusammenfallen lassen.
Thüringerin sprengt Atomkraftwerk
Gut möglich, dass sich Tausende Schaulustige das Spektakel am Freitag in Grafenrheinfeld ansehen werden. Entlang des Mains und auf Wiesen und Feldern wurde deswegen eine große Absperrzone eingerichtet, entlang derer Zuschauer sich niederlassen können. Die Sprengung wird dabei zunächst durch Sprengsignale – sogenannte Fanfarenstöße – angekündigt. Damit will man vor allem Tiere und Vögel, die sich noch auf oder in der Nähe des Areals befinden, vertreiben. Dann geht alles ganz schnell.
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„30 Sekunden – so lange dauert die Party“, erklärt der verantwortliche Projektleiter im Kraftwerk, Matthias Aron. Zuerst ist demnach der nördliche Turm dran, 15 Sekunden später folgt der Zweite. „Ein Donnerschlag ist lauter als die Sprengung“, versichert Anlagenleiter Bernd Kaiser. Zurück bleibt, wenn alles klappt, ein sehr überschaubarer Schutthaufen.
SIE sitzt am Drücker
Mehr als zwei Drittel des Materials sollen Aron zufolge später weiter genutzt werden, etwa um eine Lagerfläche herzustellen. Da die Türme nach Angaben des Betreibers Preussenelektra keine Verbindung zum nuklearen Teil der Anlage haben, sind sie auch nicht kontaminiert – radioaktive Strahlung wird also nicht freigesetzt. Insgesamt kostet der Abbruch der Kühltürme gut drei Millionen Euro.
Und sie wird am Drücker sein: Sprengingenieurin Ulrika Matthes wurde von der „Thüringer Sprenggesellschaft“ in Kaulsdorf (Saalfeld Rudolstadt) mit dem Projekt betraut, wie der „MDR-Thüringen“ berichtet. Ihr erstes solches Projekt ist es dabei nicht. Im letzten Jahr hat sie zum Beispiel schon eine Sprengung eines 170-Meter hohen Schornsteins in Leipzig koordiniert, wie die „Sprenggesellschaft Thüringen“ berichtet.
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Das AKW Grafenrheinfeld war bis zu seiner Abschaltung das älteste noch aktive Atomkraftwerk in Deutschland. Bis 2015 war es 33 Jahre im Dienst. Seit 2018 läuft dort der Rückbau – und der dauert laut Projektleiter Aron wahrscheinlich auch noch zehn Jahre. (dpa, bp)