Nachdem der Wintersturm Friederike 2018 massive Schäden angerichtet hatte, kämpft der Thüringer Wald mit einer neuen Bedrohung: dem Borkenkäfer. Schuld daran ist auch das Wetter in Thüringen.
Der Schädling konnte sich in den vergangenen Jahren durch eine Kombination aus umgestürzten Bäumen und extremer Witterung ungehindert vermehren. Die Folge: Der Zustand der Fichtenwälder hat sich dramatisch verschlechtert. Doch nun gibt es erstmals einen Hoffnungsschimmer. Das berichtet der MDR.
Wetter in Thüringen begünstigt den Borkenkäfer
Seit 2018 gleicht die Situation im Thüringer Wald einem regelrechten Krieg. „Das sprengt komplett den Rahmen“, sagt Mathias Stürtz, Waldschutzexperte im Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum von Thüringenforst in Gotha zum MDR. Laut Stürtz hat der Borkenkäfer in den letzten Jahren Schäden angerichtet, die er sich „in seinen schlimmsten Alpträumen nicht hätte vorstellen können“.
Im Vergleich zur Borkenkäferkatastrophe nach dem Zweiten Weltkrieg, bei der zwischen 1947 und 1949 etwa 1,5 Millionen Festmeter Schadholz anfielen, erreicht die jährliche Schadholzmenge heute rund sechs Millionen Festmeter. „Das hat bisher noch keiner erlebt.“
Wetter in Thüringen: Witterung ist ein Faktor für den Borkenkäfer
Die Vermehrung der Borkenkäfer wurde vor allem durch das Wetter in Thüringen begünstigt. Nachdem der Wintersturm Friederike viele Bäume gefällt hatte, boten die liegenden Stämme ideale Bedingungen für die Vermehrung der Käfer. Die folgenden heißen und trockenen Sommer taten ein Übriges, um die Abwehrkräfte der Bäume, vor allem der Fichten, zu schwächen. Die Käfer konnten sich ungehindert ausbreiten.
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Thomas Zehner, Leiter des Forstamts Schönbrunn, erklärt: „Der viele Regen in diesem Jahr hat den Bäumen gutgetan. Sie konnten wieder Harz bilden, um den Käfer besser abzuwehren.“ Trotzdem bleibe die Situation angespannt. „Es hängt einfach alles viel zu sehr vom Wetter ab“, warnt Zehner. Sollten erneut trockene Sommer folgen, könne sich die Situation schnell wieder verschlechtern.
Hoffnung auf Normalisierung, aber noch keine Entwarnung
Doch erstmals seit Jahren gibt es Hoffnung: Experten haben beobachtet, dass sich der Borkenkäfer in diesem Jahr bereits im August oder September auf seine Winterruhe vorbereitet hat – deutlich früher als in den vergangenen Jahren. Das könnte den Förstern etwas Luft verschaffen. Laut Stürtz deute derzeit alles darauf hin, dass der Fichtenborkenkäfer in diesem Jahr keine dritte Brut bilden wird.
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Trotzdem bleibt die Lage dank des Wetters in Thüringen ernst. Befallene Bäume müssen bis zum Frühjahr aus den Wäldern entfernt werden, damit die Käfer nicht erneut schwärmen. Auch ein harter Winter kann dem Borkenkäfer nichts anhaben, denn er hat sich gut an die Bedingungen in den Mittelgebirgen angepasst. Was ihn aber stören würde, wären milde Winter mit wechselnden Temperaturen. „Milde Perioden, die sich ständig mit starkem Frost abwechseln, wären ideal, um den Käfer zu schwächen“, erklärt Stürtz.
Aber es gibt auch positive Entwicklungen. Unter den abgestorbenen Bäumen beginnt bereits neuer Wald zu wachsen. „Wer genau hinschaut, sieht ja auch schon wieder neues Leben unter den Fichtenleichen“, so Zehner. Allerdings lauern auch schon neue Schädlinge wie der Rüsselkäfer und Mäuse, die die frischen Pflanzungen bedrohen. Die Arbeit der Waldschützer ist also noch lange nicht getan.