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Wie im Märchen: Weinkönigin Sandra war früher Aushilfe

Wie im Märchen: Weinkönigin Sandra war früher Aushilfe

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Königin Sandra Warzeschka: Aus diesem frischen Grün entwickeln sich bald Trauben, die zu Thüringer Wein gekeltert werden. Foto: Simone Schulter

„Saale-Unstrut ist das größte der kleinen Weinanbaugebiete in Deutschland“, weiß Sandra Warzeschka. Sie ist die Königin der Weinregion.

Vom Tellerwäscher zum Millionär: Einen ähnlichen Aufstieg schafft man auch in Thüringen. Als Aushilfe hat Sandra Warzeschka in den hiesigen Weinbergen angefangen und damit etwas Geld während ihres Physikstudiums dazuverdient. „Ich habe bei Festen Wein ausgeschenkt, beim Verkauf geholfen, auch Weinproben durchgeführt“, erklärt die junge Frau aus Camburg, die sich heute Königin nennen darf – Weinkönigin der Saale-Unstrut-Region.

Einen Hofstaat hat sie auch. Schließlich gibt es in der Saale-Unstrut-Region 13 Weinprinzessinnen. „Die Mädels stellen mich gern als ihre Chefin vor“, erzählt sie schmunzelnd. „Als freundschaftliche Chefin“, schiebt sie gleich nach. Mit ihnen spricht sie die Termine ab. Auch die Kleiderfrage wird gemeinsam geklärt. Dirndl oder Business-Stil: Die Garderobe muss schließlich zur Veranstaltung passen. Die Auswahl im Königinnen-Kleiderschrank selbst ist groß. „Nur mit einem Kleid würde ich nicht auskommen.“ Schließlich stehen in dieser Saison rund 200 Veranstaltungen in ihrem Terminkalender.

Ihre majestätische Karriere startete Sandra Warzeschka 2013. Damals wurde sie zur Bad Sulzaer Weinprinzessin gewählt. „Das war eine gute Schule fürs Königinnenamt“, blickt sie zurück. Im September könnte es für die 28-Jährige durchaus weiter nach oben gehen für. Dann wird im Mainz aus den derzeit 13 deutschen Gebietsweinköniginnen die deutsche Weinkönigin gewählt.

„Bei der Arbeit in den Weinbergen kann man viel lernen.“

Die Liebe zum Wein begann für Sandra Warzeschka schon früh. „Ich war mit meinen Großeltern oft auf Weingütern im Urlaub. Dort hat es mir immer sehr gut gefallen.“ Zudem besuchte sie ab der 9. Klasse die Landesschule Pforta, ein Internatsgymnasium für begabte Jugendliche in Naumburg. „Die Schule lag zwischen den Weinbergen.“ Neben der Liebe zu dieser Region kam der buchstäbliche Wissensdurst hinzu. „Bei der Arbeit in den Weinbergen kann man viel lernen.“ Auch Fachbücher hat sie gelesen. Das hat sie auf der Karriereleiter nach oben gebracht. Schließlich wird man Weinprinzessin oder -königin nicht allein wegen des sympathischen Auftretens. Eine umfassende Wissensprüfung ­­muss vorher bestanden werden – als Königin sogar in Englisch.

Neben diesem straffen royalen Programm konnte sie gerade ihr Physikstudium an der Jenaer Uni mit einem Masterabschluss beenden. Im Bereich Optik möchte sie künftig arbeiten. „Dazu möchte ich aber definitiv in der Region bleiben.“ Das hat einen ganz praktischen Grund. Sandra Warzeschka will nicht nur die Weinregion repräsentieren, sondern auch ihren eigenen Wein anbauen. Lange hat sie nach einem geeigneten Stück Land gesucht. Als Weinprinzessin hatte sie dann von einer älteren Dame einen Garten geschenkt bekommen. „Er liegt in Schmiedehausen bei Bad Sulza und hat eine Ideallage, schwärmt die angehende Winzerin. Und freut sich über ihr kleines Paradies auf Muschelkalken an einem Südhang. Im Frühjahr soll das Land aufgerebt werden. 300 Weinstöcke möchte sie pflanzen. „Weißburgunder und Scheurebe“, erklärt sie. Der Weißburgunder gehört einfach in diese Region und ist einer ihrer Lieblingsweine. „Die Scheurebe habe ich als Rarität ausgewählt.“ In etwa fünf Jahre kann das erste Mal geerntet werden. Das will sie ihren Wein auch selbst keltern.

Bei der Arbeit im eigenen Weinberg wird sie auch auf ihr physikalisches Wissen vertrauen können. Zum Beispiel wenn man mit einem Refraktometer die Oechslezahl, das Mostgewicht, des Weins bestimmen will. Oder im Weinkeller, um Filtertechnik und Pumpenanlagen bedienen zu können. Die Arbeit mit und für den Wein ist für Sandra Warzeschka der perfekte Ausgleich zur Physik. In der Forschung ist man auf sich allein gestellt“, erklärt sie. Bein Weinfest und Weinproben aber kommt man mit Menschen in Kontakt. Dieses Wechselbad möchte sie sich bewahren.

Hintergrund

  • Sandra Warzeschka ist Gebietsweinkönigin für drei Bundesländer. Denn die Saale-Unstrut-Weinregion erstreckt sich über drei Bundesländer: Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Das ist einmalig in Deutschland.
  • Insgesamt gibt es in Deutschland 13 Gebietsweinköniginnen; für jedes Anbaugebiet eine.
  • Einmal im Jahr wird aus den aktuellen Gebietsweinköniginnen die deutsche Weinkönigin gewählt.

Das königliche Weinverständnis

  • Auf einen Lieblingswein will sich Sandra Warzeschka nicht festlegen. Sie macht ihre Auswahl von der Jahreszeit, Anlass und Essen abhängig. Ihre Vorliebe für Weißweine im Allgemeinen und Weißburgunder im Besonderen will sie aber nicht abstreiten. „Im Winter trinke ich aber auch gern Rotwein.“
  • Auf Flaschenkorken kann sie verzichten. „Ein Schraubverschluss hat viele Vorteile.“ Er lässt keine Luft an den Wein. Die Flasche ist wiederverschließbar. Deshalb sind Schraubverschlüsse auch kein Qualitätsmakel.
  • „In einem passenden Glas schmeckt der ganz anders“, ist sich die Weinkönigin sicher. Deshalb sollte man zumindest zwischen Weiß- und Rotweingläsern unterscheiden. Weitergehende Unterteilungen können, müssen aber nicht sein.