16 Jahre war Ralph Börmel Trainer bei den Handballern des HSV Apolda. Er hatte in Anspielung an seine schier unendliche Amtszeit den Beinamen „Trainer-Dino“ bekommen. Jetzt soll der 49-Jährige aus Apolda einen schlafenden Riesen im benachbarten Jena wecken und zu großen sportlichen Erfolgen führen. Der HBV Jena will in acht Jahren in der ersten oder zweiten Handball-Bundesliga spielen. Diese Vision haben die Jenaer vor einigen Wochen öffentlich verkündet.
Aktuell ist die Mannschaft davon noch ein großes Stück entfernt. Im Thüringer Männer-Handball spielt der ThSV Eisenach, trotz des Abstieges in die zweite Liga, nach wie vor die erste Geige. Dahinter klafft seit Sommer eine Lücke. Der HSV Bad Blankenburg, der auch in die zweite Liga marschieren wollte, erlebte einen Betriebsunfall. Das Team rutschte in die Viertklassigkeit ab und spielt ab sofort zusammen mit dem HSV Apolda und dem SV Hermsdorf in der Mitteldeutschen Oberliga. Dann folgt die Thüringenliga mit dem HBV Jena. Das Niveau schwankt von Jahr zu Jahr. Im vergangenen Jahr bestimmten die Teams aus Sonneberg und Mühlhausen das Niveau. Die Jenaer spielten keine Rolle bei der Vergabe der Meisterschaft. Im März drohte der ersten Mannschaft sogar der Abstieg in die Landesliga. Dieser Super-Gau konnte verhindert werden. Dann hätte es wohl die Vision vom „Bundesliga-Handball in Jena“ nicht gegeben.
Ralph Börmel (49), der seit 2013 und bis zum Sommer beim Thüringer HC die zweite Frauenmannschaft und die A-Jugend trainierte, soll den Jenaer Handball aus dem Dornröschenschlaf wecken. Börmel ist aber vorsichtig bei seinen Verlautbarungen. „Sicherlich haben wir jetzt eine Reihe neuer Spieler geholt. Wir müssen aber aus diesen Spielern eine Mannschaft formen. Je schneller das geht, um so erfolgreicher werden wir sein.“
Ralph Börmel: „Ich will noch etwas erreichen“
Von 1997 bis 2013 stand er bei den Handballern des HSV Apolda an der Außenlinie. Dass es mit ihm 2013 nicht weiterging, lag auch an der damals nicht konkurrenzfähigen Mannschaft für die Mitteldeutsche Oberliga. „Das ist jetzt zum Glück etwas anders. Wie weit es bei Apolda geht, wird man sehen. Ich verfolge die Entwicklung der Apoldaer natürlich immer. Ich habe auch kein Problem damit, als Apoldaer jetzt die Mannschaft von Jena zu trainieren.“ Dass er Ja sagte, als er angesprochen wurde, lag auch am großen Potenzial, das er in der Universitätsstadt Jena sieht. „Durch die Uni hat man Möglichkeiten, davon können andere Vereine nur träumen.“
Wie lange er den Weg in Handball-Jena begleiten wird, dazu wollte sich Börmel nicht äußern. „Ich kann jetzt nicht versprechen, dass ich 16 Jahre Trainer in Jena bin. Für mich zählt das Jetzt und das Heute, und nicht das, was vielleicht in vier oder fünf Jahren ist. Ich bin hungrig, ich will mich mich nicht als Trainer mit einer Mannschaft zufrieden geben, die vielleicht ein- oder zweimal die Woche trainiert. Ich will noch etwas erreichen.“ Etwas verhaltener fällt die Formulierung des Saisonzieles in seiner ersten Saison als HBV-Trainer in der Thüringenliga aus. „Wir wollen so weit wie oben mitspielen.“
Sergio Ruiz Casanova, der in der Geschäftsstelle des HBV Jena mitarbeitet und der von 1999 bis 2004 für den ThSV Eisenach in der ersten Bundesliga spielte, war da schon direkter. Er sagte: „Wir wollen aufsteigen!“ Aber auch er relativierte seine Aussage. „Man braucht aber auch immer etwas Glück. Man muss von größeren Verletzungen verschont bleiben. Und dann wird es auch Spiele geben, die knapp sind. Da braucht man auch das gewisse Glück für eine erfolgreiche Endspielgestaltung.“