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Weimar: Menschen rodeln über Gräber in KZ-Gedenkstätte Buchenwald – aber das ist längst nicht alles

Weimar: Menschen rodeln über Gräber in KZ-Gedenkstätte Buchenwald – aber das ist längst nicht alles

KZ-Gedenkstätte Buchenwald Weimar Winter Schnee

Weimar. 

Dieses Verhalten hatte ganz Deutschland entsetzt: In Weimar sind Leute mit Schlitten über die Gräber der KZ-Gedenkstätte Buchenwald gerodelt. Erwachsene wie Kinder. Als wäre es eine normale Rodelpiste.

Dabei ist dieser Ort in Weimar alles andere als das. Die KZ-Gedenkstätte Buchenwald erinnert an die Gräueltaten der Nazis – und noch viel mehr an deren Opfer. Dass hier Menschen Spaß haben, ist eigentlich nicht zu fassen.

Weimar: KZ-Gedenkstätte Buchenwald wird zweckentfremdet

Und offenbar waren die Szenen zuletzt nicht alles. Im Gegenteil. Genau wie das Holocaust-Mahnmal in Berlin, wo grinsende und herumturnende Touristen Selfies für ihren Instagram-Account machen, wird die Gedenkstätte auf dem Ettersberg in Weimar immer wieder zweckentfremdet. Ihres Sinnes beraubt.

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Der Leiter der Gedenkstätte Buchenwald berichtet von anderen unfassbar unsensiblen Szenen. „Es gibt Leute, die auf den Wiesen des Mahnmals der Gedenkstätte Buchenwald grillen“, sagte Jens-Christian Wagner der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ).

Rad- oder Motorradrennen auf ehemaligem KZ-Gelände

Der Historiker ist auch für die Gedenkstätte Mittelbau-Dora zuständig, ein Außenlager von Buchenwald. Auf der Apshaltstraße mitten auf der Anlage habe es früher für Rad- oder Motorradrennen gegeben, so Wagner.

Auch das Holocaust-Mahnmal in Berlin wird immer wieder zweckentfremdet. (Archivbild)
Auch das Holocaust-Mahnmal in Berlin wird immer wieder zweckentfremdet. (Archivbild)
Foto: imago images / Hohlfeld

Er selbst habe hier eine Frau und deren Töchter beim Rollski-Fahren beobachtet und drauf angesprochen. Ihre Reaktion: „Ihnen sind wohl ihre Häftlinge wichtiger als das Freizeitbedürfnis der Bevölkerung.“ – Ja, tatsächlich sei ihm die Achtung vor den Opfern wichtiger.

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Bei manchen Menschen scheine der Verstand Urlaub zu machen. Anderen fehle das Geschichtsbewusstsein. „Das sehen wir in der Corona-Pandemie sehr deutlich an den sogenannten Querdenkern, die sich etwa Judensterne anheften“, sagte Wagner der „SZ“.

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Ausflügler fahren Schlitten – auf Opfergräbern

Im konkreten Fall hatten einige Ausflügler den ersten Schneefall des Winters dafür genutzt, um zu rodeln. Auf den Gräbern.

Gleise auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald. Ausflügler nutzten den Ettersberg, um Schlitten zu fahren. (Archivbild)
Gleise auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald. Ausflügler nutzten den Ettersberg, um Schlitten zu fahren. (Archivbild)
Foto: imago images / imagebroker

Danach hatte die KZ-Gedenkstätte mehr Security eingesetzt – auch die Polizei Weimar war mit einem größeren Aufgebot vor Ort – zwar seien danach weniger Rodler gekommen, aber abgeschreckt hätten die Maßnahmen längst nicht alle… (ck)