Für die Brauereien in Thüringen sah die Lage schon einmal deutlich rosiger aus. Die Inflation macht der Kundschaft deutlich zu schaffen. Wie fast alle Branchen erlebt auch der Bierhandel gerade einen deutlichen Umsatzrückgang. Gleichzeitig werden die Herstellungskosten für die Brauereien kaum günstiger. Und dann macht der Handel noch ordentlich Preisdruck.
Die Frage bleibt: Wie lange kann das noch gut gehen? Ein Thüringer Brauerei-Chef hatte jetzt eine bittere Prognose für seine Branche.
Thüringen: Brauereien vor dem Aus?
Zuletzt war es die Veltins-Brauerei aus dem Sauerland, die wieder die Alarmglocken läutete. Zitat: „Die jüngste Marktentwicklung wird – das steht zweifelsfrei fest – zu einer weiteren Konsolidierung und damit auch zur Aufgabe von Braustandorten in Deutschland führen.“ Auf gut Deutsch: Wenn sich der Markt so weiterentwickelt, müssen wohl einige Brauereien hierzulande dicht machen. Vor allem eben die Kleineren.
Etwa auch in Thüringen? Der Chef des Bürgerlichen Brauhauses in Saalfeld, Jürgen Kachold, teilt zumindest den Pessimismus seiner Kollegen aus dem Sauerland. Dem „MDR-Thüringen“ sagte er am Samstag (22. Juli): Die Lage sei kritisch. „Der Handel diktiert uns die Preise. Edeka und Netto verlangen jetzt schon wieder Preissenkungen von uns“, so der Brauerei-Chef gegenüber dem Sender.
Thüringen: Bier aktuell zu billig
Ähnlich äußerte sich auch Bernd Ehbrecht von der Brauerei Neunspringe aus Leinefelde-Worbis. Eine Preissenkung könne für seine Brauerei aber nicht infrage kommen. Schon die letzte Preiserhöhung habe nicht die ausgereicht, um die Defizite abzudecken. Seiner Ansicht nach ist das Bier aktuell noch viel zu billig. „Die Faustformel ist, dass ein Kasten 15 Euro kosten müsste“, sagte er dem „MDR-Thüringen“. Sonst verliere irgendwer in der Produktionskette Geld. „Unser Bier kostet aber oft nur 13 Euro im Laden“, so Behrens.
Die Lage scheint aussichtslos. Denn auch der Pro-Kopf-Konsum von Bier ging in den letzten Jahren immer weiter zurück. Laut dem Deutschen Brauer Bund wurden 2022 noch etwa 87,6 Millionen Hektoliter Bier abgesetzt. Vor Corona waren es noch jedes Jahr deutlich über 90 Millionen Hektoliter. Der Verein geht nicht davon aus, dass dieses Niveau bald wieder erreicht werden könnte.
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Die Energie- und Produktionspreise, die immer noch nicht auf dem Vorkrisenniveau angekommen sind, tun dann ihr übriges. Immerhin: Bedroht sei man nicht, erklärte Behrens dem „MDR-Thüringen“. Dabei helfen auch wichtige Investitionen. In der Eichsfelder Brauerei wurde zuletzt etwa eine Solaranlage installiert, die übers Jahr verteilt 50 Prozent des Strombedarfs decken soll. (mit dpa)