Die Wogen sind noch nicht geglättet. Kurz vor der Thüringen-Wahl sorgt eine kontroverse Rede von Björn Höcke für Aufsehen. Zunächst in der MDR-Sondersendung „Fakt ist!“, wenig später zog die Kontroverse aber wesentlich weitere Kreise. Es ist ein Shitstorm, den der AfD-Spitzenkandidat so kurz vor der Wahl ganz und gar nicht gebrauchen kann. Mitunter wird heftige Kritik am Thüringer AfD-Chef laut – vor allem aus bestimmten Wirtschaftskreisen feuert es jetzt aus allen Rohren.
Nachdem sich am Montag (26. August) schon der Verband „Die Familien Unternehmer“ mehr als deutlich zum Höcke-Statement äußerte, legt nun ein bundesweiter Top-Manager nach. So viel vorweg: Er nimmt in seiner Kritik kein Blatt vor den Mund.
Thüringen-Wahl: Kontroverse um Höcke-Statement
Konkret geht es um einen heftigen Satz, den Höcke bei einer Wahlkampfveranstaltung in Sömmerda äußerte. Er wetterte gegen die Kampagne „Made in Germany – Made by Vielfalt“, der sich auch einige Thüringer Unternehmen angeschlossen hatten. Ihnen und allen weiteren Betrieben, die sich in der Kampagne engagierten, erklärte der AfD-Politiker: „Ich hoffe, dass diese Unternehmen in schwere, schwere wirtschaftliche Turbulenzen kommen.“ Mario Voigt warf Höcke den Satz dann im MDR an den Kopf und brach damit einen medialen Aufschrei vom Zaun (Thüringen24 berichtete. HIER liest du mehr). Wenig später mischte sich auch der Thüringer Verband von „Die Familienunternehmer“ mit ein.
„Höckes Verwünschungen zeigen, wie wirtschaftsfeindlich die AfD ist“, erklärte die Verbandschefin Colette Boos-John, die selbst ein mittelständisches Unternehmen im Freistaat führt.
+++ Auch spannend: AfD in Thüringen: Grüner zeigt Björn Höcke an – es geht um 21 Zeilen +++
„Herr Höcke hat die Maske fallen lassen und zeigt, wie seine Partei mit Meinungen umgehen will, die ihm nicht genehm sind. Mit seinen Verwünschungen will er den Familienunternehmern die Existenz zerstören, aber offensichtlich wird, wie wirtschaftsfeindlich die AfD ist: Denn wenn Unternehmen in schwere Turbulenzen geraten, sind immer auch die Beschäftigten vor Ort die Leidtragenden.“
Colette Boos-John
„Belegt die Inkompetenz der Partei“
Und weiter: „Familienunternehmer werden sich von der AfD nicht verbieten lassen, ihre Meinung zu sagen. Um es klar zu sagen: Thüringen steht bei dieser Landtagswahl an der Abbruchkante zur wirtschaftlichen Katastrophe.“ Es sind deutliche Worte direkt aus dem Thüringer Mittelstand. Ob sie so tatsächlich von ALLEN Unternehmern im Freistaat unterschrieben werden würden, ist sicher fraglich. Sie machen aber deutlich: Ein nicht unwesentlicher Teil der Wirtschaft im Freistaat steht den Äußerungen und der Politik mehr als kritisch gegenüber.
Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, reiht sich da mit ein. Am Donnerstag (29. August) sagte er gegenüber der „Welt“: „Dass jemand, der Ministerpräsident werden möchte, erfolgreichen und standorttreuen mittelständischen Unternehmen wirtschaftlichen Schaden wünscht, belegt die Inkompetenz der Partei in diesem Feld.“
Mehr News:
Er bezeichnete Äußerungen von AfD-Spitzenvertretern dabei generell als „für die Wirtschaft alarmierend“. Und weiter: „Diese Ausfälle zeigen einmal mehr, dass eine Regierungsbeteiligung der AfD Wirtschaft und Wohlstand in Ostdeutschland massiv schaden würde.“ (mit afp)